Herr Pflanz, in den ersten Monaten dieses Jahres sind die Vermietumsätze gestiegen, aber das alte Niveau aus den Vor-Corona-Jahren ist noch nicht erreicht. Wie sieht es bei Sixt aus?
Bei uns ist das anders. Wir lagen beim Umsatz im ersten Quartal 2023 deutlich über 2022 und auch über 2019. Wir haben in dieses Umsatzwachstum auch stark investiert, das zahlt sich entsprechend aus. Wir laufen also nach Plan und sind sehr zufrieden.
Wo haben Sie investiert?
Vor allem in Expansion, Tech und natürlich in unsere Flotte, die bei uns schon in Q1 wieder über dem 2019er-Niveau lag – übrigens im Gegensatz zu maßgeblichen Wettbewerbern. Wir haben außerdem neue Länder wie Kanada erschlossen. In den USA haben wir Stationen an weiteren US-Flughäfen eröffnet, so in Washington und Pittsburgh. Wir sind jetzt an 42 der für uns wichtigsten Top-50-Flughäfen in den USA präsent. Bis Ende 2024 wollen wir an allen 50 sein. Und wir treiben konsequent die Elektrifizierung voran.
Wie hoch ist der Anteil an Elektrofahrzeugen?
Wir haben den durchschnittlichen Anteil von elektrifizierten Fahrzeugen in unserer europäischen Corporate-Flotte von rund zwei Prozent im Jahr 2019 auf rund 22 Prozent in Q1 2023 gesteigert. Bei uns finden Sie eine große Auswahl an elektrischen Fahrzeugen. Wir verstehen uns als Begeisterungsbeschleuniger. Weil die Kunden bei uns Elektromobilität unverbindlich testen können und oft zum ersten Mal das E-Auto kennenlernen. Eine unter Sixt-Kunden durchgeführte Umfrage zeigt: Für mehr als 55 Prozent ist die vorherige Nutzung eines Elektro-Mietwagens wichtig oder sehr wichtig für die Kaufentscheidung zugunsten eines solchen Fahrzeugs.
Kommen die E-Fahrzeuge beim Kunden an?
Schauen wir einmal auf den deutschen Markt: Die Akzeptanz ist bei uns steigend und die Auslastung nähert sich der von Verbrenner-Fahrzeugen in unserer Flotte an. In der Langzeitmiete, die stark im gewerblichen Bereich genutzt wird, überwiegen häufig klar die finanziellen Argumente.
Das wird anders, wenn die Umweltprämie für den Kauf wegfällt.
Von September an soll der Umweltbonus auch für gewerbliche Abnehmer gestrichen werden, was vermutlich zu einem deutlichen weiteren Einbruch bei der Kaufnachfrage neuer E-Fahrzeugen führen wird. Man kann sich selbst ausrechnen, ob Deutschland es so schafft, bis zum Jahr 2030 15 Millionen E-Autos auf der Straße zu haben.
Grundsätzlich hat sich Sixt auf Elektromobilität verständigt. Vor wenigen Jahren war Sixt noch Anti-E-Fahrzeug. Wie kam es zum Sinneswandel?
Die Technologie und damit die Attraktivität elektrischer Fahrzeuge ist heute viel weiter als noch vor einigen Jahren. Zugleich haben sich die regulatorischen Rahmenbedingungen verändert und die wahrgenommene Dringlichkeit in der Bekämpfung des Klimawandels hat sich noch einmal verschärft. All unsere Vorstände und auch Erich Sixt fahren heute elektrisch. Wir treiben die Entwicklung auf Basis unserer Nachhaltigkeitsstrategie voran. Bis zum Jahr 2030 wollen wir unsere E-Flotte auf 70 bis 90 Prozent in Europa bringen. Wir bieten zudem Carsharing mit E-Fahrzeugen an. Wir bauen eine eigene Ladeinfrastruktur auf an Orten wie Flughäfen, so dass wir die Fahrzeuge zeiteffizient laden und direkt dem nächsten Kunden anbieten können. Voraussichtlich im vierten Quartal starten wir zudem die Ladelösung "Sixt charge": Gemeinsam mit Partnern ermöglichen wir unseren Kunden via Sixt App dann Zugang zu hunderttausenden öffentlichen Ladepunkten in unseren europäischen Corporate-Ländern.
Sixts BYD-Deal hat für Aufsehen gesorgt. Sie beziehen 100.000 Fahrzeuge bis 2028 von dem chinesischen Autobauer. Ist das schon angelaufen?
Wir haben bereits ein niedriges vierstelliges Volumen in der Flotte. Bei den Kundenbefragungen kommen die Fahrzeuge positiv an. Wir flotten die Fahrzeuge rollierend ein. Sie sind meist zwölf Monate im Bestand, gehen dann als Buy-Back an den Hersteller zurück, der sie wiederum am Gebrauchtwagen-Markt verkauft.
Warum BYD?
Das sind sehr ernstzunehmende Fahrzeuge, zahlreiche Tests, u.a. vom ADAC, bestätigen das. Ich selbst teste zurzeit den Atto 3. Unseren Kunden bieten wir insgesamt einen breiten Hersteller-Mix. Dazu gehören weitere asiatische Hersteller wie Nio oder MG, aber selbstverständlich wollen wir unsere Strategie auch mit unseren langjährigen Premium-Partnern wie BMW, Mercedes und Audi weiter ausbauen.