Der Daimler-Konzern macht den S-Klasse-Standort Sindelfingen zum Kompetenzzentrum für sein neues Betriebssystem und baut dafür einen Software-Campus auf. „Am Standort Sindelfingen haben wir Top-Voraussetzungen für den Aufbau der MBOS-Organisation, womit wir rund 1000 neue Arbeitsplätze schaffen, vor allem für ausgewiesene Experten auf dem Gebiet Software-Entwicklung und -Programmierung“, sagte Ergun Lümali, Betriebsratschef in Sindelfingen, der Automobilwoche. Damit werde man unabhängig von den großen Software-Giganten und sichere die Zukunftsfähigkeit des Standorts.
Ein entsprechendes Eckpunktepapier werde derzeit zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmerseite erarbeitet. "Unser Ziel dabei ist,tarifliche und betriebliche Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Softwareentwickler bei Mercedes-Benz ähnliche Arbeitsbedingungen vorfinden wie in agilen IT-Unternehmen – und dabei die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte garantiert wird", so Lümali weiter. Dies bedeutet beispielsweise mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und dem Arbeitsort.
Weltweit sollen 3000 neue Jobs für MBOS geschaffen werden. Neben Sindelfingen betreibt Daimler beispielsweise auch in Berlin, Tel Aviv, Seattle oder Peking so genannte Digital Hubs. In Sindelfingen arbeiten zudem bereits 3500 Entwickler aus den Gebieten Autonomes Fahren oder Elektrischer Antrieb an MBOS.
Daimler sieht das eigene Betriebssystem als wesentlichen Vorteil, um im künftigen Wettbewerb der Autohersteller zu bestehen. "Mit diesem System verfügt Mercedes-Benz über die zentrale Kontrolle aller Fahrzeug-Domänen und damit über die Schnittstellen zum Kunden, welcher stets im Mittelpunkt unseres Handelns steht", sagte Mercedes-CTO Sajjad Khan der Automobilwoche. Das System werde in Eigenverantwortung entwickelt und soll 2024 auf den Markt kommen.
Nach Informationen der Automobilwoche wird MBOS erstmals auf der neuen MMA-Plattform laufen, die für rein elektrische Antriebe der Kompaktwagen vorgesehen ist. Als wahrscheinlich gilt, dass zunächst die A-Klasse damit ausgestattet wird. „Die Entwicklung eigener Software ermöglicht schnellere und regelmäßigere Updates“, so Khan weiter. Damit werde eine Grundlage geschaffen, die lange Bestand habe und die Basis für Fahrzeuge bis in die Jahre 2035 bis 2040 sei.
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