Die Autos von Tesla waren immer aufregend und anders - zu Anfang jedenfalls. Inzwischen hat die Konkurrenz aufgeholt. Doch Elon Musk plant schon weiter: Zusätzlich zum E-Antrieb setzt er künftig auf Schubdüsen, die das Auto sogar schweben lassen sollen. Begonnen hat Tesla weitaus bescheidener, nämlich mit einer umgebauten Lotus Elise und Laptop-Akkus. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch die Modellgeschichte.
Sexy Cars
Das erste Modell unter dem Namen Tesla war der Roadster. Da er von vornherein als "Spielzeug für Reiche" konzipiert, kam es bei ihm weniger auf den Preis und auf die Alltagstauglichkeit an. Sein Zweck war es, zu zeigen, wie viel Spaß ein Elektroauto machen konnte. Prominente wie Arnold Schwarzenegger, der damalige Gouverneur von Kalifornien, begeisterten sich für das Fahrzeug und verschafften der jungen Firma mediale Aufmerksamkeit. Als bewährtes Basismodell diente die Lotus Elise, deshalb wurde der Roadster auch in Hethel in England gebaut. Eine eigene Fabrik hatte Tesla noch nicht.
Den Antrieb hatten die Ingenieure größtenteils von AC Propulsion übernommen, als Energiespeicher dienten miteinander verbundene Laptop-Akkus. Das Ganze machte einen etwas improvisierten Eindruck – aber es funktionierte: 1240 Kilo Gewicht, von denen 408 Kilo auf den Akku entfielen, 292 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment, verbunden mit dem ansatzlosen Schub eines Elektromotors, sorgten für eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 3,7 Sekunden. Zum Vergleich: Ein Porsche 911 brauchte damals 4,9 Sekunden dafür. Die Höchstgeschwindigkeit des Roadsters war auf 201 km/h beschränkt, weil der Energieverbrauch bei hohem Tempo zu stark anstieg.
Der Marktstart war eigentlich für das Frühjahr 2006 geplant, der Termin musste jedoch mehrfach verschoben werden. Schließlich kamen die ersten Fahrzeuge im Sommer 2008 auf den amerikanischen Markt.
Im Sommer 2010 bekam der Roadster noch mal ein umfangreiches Facelift, 2012 lief die Produktion aus. Insgesamt wurden 2500 Exemplare gebaut. Inzwischen werden einige davon bereits als Klassiker gehandelt.
Beim Model S tobten sich Elon Musk und Chefingenieur JB Straubel dann so richtig aus: Es handelt sich um das erste Modell, das Tesla komplett selbst entwickelt hat, und sie ließen ihrem ganzen Erfindungsreichtum freien Lauf. Das Fahrzeug, das 2012 mit mehrjähriger Verspätung auf den Markt kam, wirkte damals wie von einem anderen Stern. Zunächst bot es einen kräftigen Elektroantrieb, der es nicht nur schneller machte als den Roadster, sondern vor allem eine größere Reichweite erlaubte. War der Roadster noch ein reines Spaßauto, so war das Model S nicht nur aufgrund seiner Karosserie eine gestandene Reiselimousine – deren Beschleunigung zudem mit der von Supersportwagen mithalten konnte. Zudem zeigte das Model S auch im Innenraum schon klar, wohin die Reise gehen würde: Es war das erste Modell mit großem Touchscreen in der Mittelkonsole, der seitdem typisch für Tesla ist und inzwischen von den meisten anderen Autobauern nachgeahmt wurde.
Zwar hatte das Model S anfangs kaum Konkurrenz in seiner Klasse, andere Elektroautos gab es aber durchaus und die meisten von ihnen waren erheblich günstiger. Beispiele dafür sind der Nissan Leaf und der Renault Zoe. Dennoch war das Model S in den Jahren 2015, 2016 und 2017 jeweils das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Der Hype um das Fahrzeug war beträchtlich und trieb teilweise seltsame Blüten. Beim Test der Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports erhielt es beispielsweise 103 von 100 möglichen Punkten.
Eine weitere Besonderheit von Tesla, die sich beim Model S das erste Mal zeigte, ist die fortlaufende Verbesserung. Bei etablierten Autobauern erhält ein Modell üblicherweise nach vier Jahren ein Facelift, nach acht Jahren erfolgt der Wechsel zur nächsten Modellgeneration. Tesla jedoch ließ das Model S jahrelang äußerlich unverändert, aktualisierte aber ständig die Software – und zwar ohne dass die Besitzer dafür in die Werkstatt mussten. Das Resultat waren regelmäßige Verbesserungen oder neue Funktionen. Es dauerte Jahre, bis die Konkurrenz merkte, dass nicht der Antrieb, sondern die Software des Model S das eigentlich Revolutionäre an dem Fahrzeug darstellte.
Ein erstes traditionelles Facelift bekam das Model S im Sommer 2016: Der Kühlergrill verschwand fast vollständig, zudem gab es nun LED-Scheinwerfer und einen HEPA-Filter wie im Model X. Das zweite Facelift erfolgte erst Anfang 2021 – nachdem Elon Musk bereits öffentlich über das Ende der Baureihe gesprochen hatte. Äußerlich hielten sich die Veränderungen mit etwas breiteren hinteren Kotflügeln und einem serienmäßigen Glasdach in Grenzen.
Diesmal gab es jedoch auch Veränderungen im Innenraum. Der große Touchscreen stand nun nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht wie im Model 3 und im Model Y, das Lenkrad bestand auf den ersten Fotos nur noch aus einem Steuerhorn ähnlich dem eines Flugzeugs. Sofort wurde im Internet diskutiert, ob ein Auto mit einem solchen Lenkrad überhaupt zulassungsfähig wäre. Inzwischen gibt es aber auch Fotos von Fahrzeugen mit traditionellen Lenkrädern.
Das neue Topmodel Model S Plaid soll mit 1020 PS in 2,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen und bis zu 322 km/h schnell fahren können. Die maximale Reichweite gibt Tesla mit 637 Kilometern an. Damit und mit den weiterhin regelmäßig erfolgenden Updates der Software sollte das Model S für die kommenden Jahre gerüstet sein.
Als zweites komplett selbst entwickeltes Modell stellte Tesla im Februar 2012 das Model X vor, eine Mischung aus Van und SUV mit sieben Sitzplätzen. Auffälligstes äußeres Merkmal sind die hinteren Flügeltüren, die Tesla als Falcon Door Wings bezeichnet und deren Konstruktion und Produktion den Preis in die Höhe trieben und die Entwicklung verzögerten. Als erstes Tesla-Modell bekam das Model zudem HEPA-Filter, die für eine besonders saubere Luft im Innenraum sorgen sollten. Als Steigerung gibt es die Möglichkeit, per Knopfdruck einen leichten Überdruck in der Kabine zu erzeugen, der unerwünschte Gerüchte ebenso wie Viren und Bakterien zuverlässig draußen hält. Musk nennt diese Funktion "Biowaffen-Verteidigungs-Modus".
Ebenso wie das Model S ist das Model X ein Fahrzeug der Premiumklasse, das schon aufgrund seines Preises keine hohen Stückzahlen erreichte. Aufgrund seiner Karosserie bot es mehr Platz und Variabilität als die Limousine.
Eigentlich war die Bezeichnung Model 3 nur eine Notlösung. Ursprünglich war für das neue Fahrzeug der Name Model E geplant, was gemeinsam mit den Modellen S und X das Wort SEX ergeben hätte. Doch Ford legte sein Veto ein – der Autobauer hatte sich die Bezeichnung schützen lassen.Tesla akzeptierte das, gewöhnte sich aber an, die Ziffer 3 durch drei waagerechte Streifen darzustellen, was bei Bedarf auch als E gelesen werden konnte.
Jahrelang hatte Elon Musk angekündigt, dass es ein kleineres und günstigeres Tesla-Modell geben sollte. Eine Limousine der Mittelklasse sollte es sein, mit einem Basispreis von 35.000 Dollar. Zahlreiche Tesla-Fans, deren Geld nicht für ein Model S oder X reichte, fieberten dem neuen Modell entgegen.
Am 31. März 2016 war es endlich soweit: Tesla präsentierte einen seriennahen Prototypen und – noch wichtiger – begann mit der Annahme vor Vorbestellungen. Für 1000 Dollar oder Euro konnten sich Tesla-Jünger – von Kunden kann man angesichts des Kults, der inzwischen um die junge Marke entstanden war, kaum noch sprechen – ein Model 3 reservieren. Es kam zu Szenen, die an den Start eines neuen iPhones erinnerten: Fans campierten in der Nacht vor dem 31. März vor den Tesla-Stores, um auf jeden Fall als Erste ein Auto bestellen zu können, über das es bis dahin weder genau technische Daten noch gar Testergebnisse unabhängiger Medien gab. Äußerlich glich das neue Fahrzeug dem größeren Model S, es war aber deutlich kürzer und schlechter ausgestattet, um Konkurrenz innerhalb der Marke zu vermeiden. Dennoch sammelte Tesla innerhalb weniger Wochen mehr als 400.000 Vorbestellungen ein. Die Serienproduktion begann 2017 recht schleppend, Kunden und Öffentlichkeit wurden ungeduldig. Musk sprach von der "Produktionshölle" und ließ sogar eine zweite Montagelinie in einem Zelt neben der Fabrik aufbauen.
Die Probleme bei der Umstellung eines Kleinserien-Hersteller auf eine Massenproduktion zeigten sich in einer Reihe von qualitativen Problemen. Damit sind nicht nur die Spaltmaße gemeint, die von deutschen Herstellern immer noch als Maßstab in Sachen Qualität gelten. Es geht auch um gravierende Mängel. Im März 2019 stornierte Tesla die Bestellung von 85 Model 3 durch Deutschlands größte Elektroauto-Vermietung Nextmove. Firmenchef und Blogger Stefan Moeller, der durchaus als Tesla-Fan gelten kann, hatte bei der Übergabe der ersten 15 von insgesamt 100 bestellten Fahrzeugen festgestellt, dass nur jedes vierte Auto keine Mängel aufwies. Zum Teil seien die Fahrzeuge nicht einmal verkehrssicher gewesen. "Tesla ist offenbar in der Servicehölle angekommen", sagte Moeller in Anspielung auf den Begriff "Produktionshölle" von Elon Musk.
Sicher kann Tesla seine Qualität ebenso verbessern wie die konventionellen Hersteller ihre Elektro-Technik verbessern können. Die Frage ist momentan, wer schneller ist und als Erster ein qualitativ gutes und dennoch innovatives E-Auto auf den Markt bringt. Momentan liegt nach allgemeiner Einschätzung Mercedes mit dem EQS vorn, doch diese Messlatte in Sachen E-Auto ist so teuer, dass sich allein daran der Kampf nicht entscheiden wird. Allgemein wird eher VW als Teslas Hauptgegner gesehen. Dessen ID.3 gilt qualitativ allerdings auch nicht gerade als Aushängeschild des deutschen Automobilbaus.
Schon Mitte 2017 gab es Ankündigungen, dass Tesla seine Modellpalette um ein weiteres Fahrzeug erweitern würde – ein Kompakt-SUV auf Basis des Model 3. Präsentiert wurde es im März 2019, die Produktion läuft seit 2020. Wie beim Model 3 gab es auch bei dieser Baureihe zunächst Probleme mit der Qualität. Als erster Tesla verfügte das Model Y über eine Wärmepumpe zum Heizen des Fahrzeugs. Im Interieur ähnelt es dem Model 3, verfügt über einen horizontal eingebauten Touchscreen und verzichtet auf Instrumente hinter dem Lenkrad. Gegen Aufpreis ist das normalerweise fünfsitzige Fahrzeug als Siebensitzer lieferbar.
Autojournalisten loben den Antrieb, bemängeln aber den Komfort und die Verarbeitung. Bei einem Vergleichstest gegen eine Reihe von Konkurrenten landete das Model Y im April 2020 auf dem letzten Platz. Wie es sich langfristig beim Absatz gegenüber der Konkurrenz behaupten wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist das Model Y das erste Tesla-Modell, das in seinem Segment nicht das erste Elektroauto ist - eine ungewöhnliche Situation für die Amerikaner.
Bisher ist Tesla ein reiner Pkw-Hersteller – künftig soll sich das ändern. Dann sollen die Sattelschlepper der Baureihe Tesla Semi anderen Lkw-Herstellern Kunden abjagen. Als Elon Musk den Semi Mitte November 2017 vorgestellte, befand sich seine Firma wieder einmal in der Krise. Die Produktion des Model 3 war vor Kurzem angelaufen und es gab Probleme am laufenden Band. Das hielt den Manager aber nicht davon ab, wie gewohnt dick aufzutragen. Ironisch pries er beispielsweise die Stabilität der Windschutzscheibe an: "Sie übersteht eine Atomexplosion – oder sie bekommen ihr Geld zurück!"
Darüber hinaus versprach er deutlich niedrigere Betriebskosten als bei konventionell angetriebenen Lkws. Bei der Präsentation wurden zwei Batteriegrößen für 300 und 500 Meilen (483 und 805 Kilometer) Reichweite angekündigt, inzwischen gibt Tesla jedoch an, diese Zahlen übertreffen zu können. Einen konkreten Termin für den Marktstart gibt es immer noch nicht, weil es an Batterien fehlt. Der Semi soll die neuen, auf dem Battery Day präsentieren 4680-Module bekommen.
Für den Antrieb sorgen vier Elektromotoren an den vier Hinterrädern der Zugmaschine. Eine Pilotproduktion soll in der Fabrik in Nevada starten, für die spätere Serienfertigung ist das Werk in Texas vorgesehen. Für die Aufladung hat Tesla Megacharger entwickelt, deren Netz jedoch erst einmal aufgebaut werden muss. Ob sich der Elektroantrieb bei Lkws ebenso durchsetzen wird wie bei den Pkws, ist unter Experten umstritten.
Als er im November 2017 den Semi präsentierte, stellte Elon Musk auch gleich noch einen zweiten Roadster vor. Mit diesem Modell, von dem ebenfalls immer noch unklar ist, wann es auf den Markt kommen wird, schließen sich gleich mehrere Kreise: Zum einen war ein Roadster das erste Modell von Tesla, der um Welten fortschrittlichere Nachfolger zeigt, wie weit es die Firma in nur 18 Jahren gebracht hat.
Zum anderen soll der Roadster neben seinem Elektromotor mit Schubdüsen von Musks zweiter großer Firma, dem Weltraum-Pionier SpaceX, ausgestattet werden, die ihm eine besonders starke Beschleunigung und extrem gute Bremswerte verschaffen sollen. Im März 2021 kündigte Musk sogar an, das Auto werde mit Hilfe der Schubdüsen schweben können.
Die angekündigten Daten sind, wie bei Tesla üblich, atemberaubend: Eine Beschleunigung auf 100 km/h in rund zwei Sekunden, eine Reichweite von 1000 Kilometern sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h, was unter Serienfahrzeugen bisher nur die Bugatti-Modelle Veyron und Chiron geschafft haben. Dieser kosteten mehrere Millionen Euro, der Tesla Roadster II soll bereits für 200.000 Euro zu haben sein.
Die Premiere war ein PR-Gau erster Güte: Vor laufenden Kameras schmetterte Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen eine schwere Metallkugel gegen die Seitenscheibe des Cybertrucks. Damit wollte er beweisen, wie stabil das Glas sei. Doch die Scheibe barst. Der Begeisterung der Fans für das neue, extrem kantig gestaltete Modell tat das jedoch keinen Abbruch. Sie fiebern dem Serienstart entgegen. Dieser sollte noch im Jahr 2021 erfolgen, ist inzwischen aber verschoben worden.
Als Produktionsstandort ist die neue Tesla-Fabrik in Texas vorgesehen. Pick-ups sind in den USA nach wie vor die beliebteste Fahrzeugkategorie, deshalb trauen Experten dem Modell hohe Absatzzahlen zu. Auf der Ladefläche lässt sich ein natürlich ebenfalls elektrisch angetriebenes Quad verstauen und aufladen. Ob der Cybertruck in Europa zulassungsfähig wäre, darf bezweifelt werden: Die extrem steife Karosserie wäre bei Unfällen eine Gefahr für den Unfallgegner. Trotzdem ist eine Bestellung über die Tesla-Website möglich.
Gleichzeitig mit dem Cybertruck präsentiere Tesla ein Quad, das auf der Ladefläche des Pick-ups transportiert und dort geladen werden kann. Viel ist über das Gerät nicht bekannt, außer dass es selbstverständlich über Elektroantrieb verfügt. Da es kein Auto ist, ist es in der Öffentlichkeit weniger präsent. Mit dem A für ATV (All-Terrain-Vehicle) kommt die von Musk gewünschte Buchstabenkombination "Sexy Cars" zustande. Model S, Model 3 (mit drei waagerechten Streifen dargestellt), Model X und Model Y gibt es schon. In Zukunft kommen Cybertruck, ATV, Roadster und Semi hinzu.
Gerüchte über einen Kompaktwagen von Tesla gab es bereits eine ganze Weile, eine offizielle Bestätigung des Unternehmens fehlt bis heute. Doch im Februar 2021 gab es immerhin ein Interview mit Tom Zhu, dem China-Chef von Tesla, in dem er die Planungen für ein derartiges Fahrzeug bestätigt. Die Auto soll auf der Plattform des Model 3 basieren und in China designt und entwickelt werden, wo es aus Kostengründen auch gebaut werden soll. Aus China ist ein Export in die ganze Welt geplant, wie es auch Polestar und BMW machen. Zum günstigeren Preis – die Rede ist von einem Einstiegspreis von 25.000 Dollar – sollen günstigere Batterien beitragen. Der Kompakte wäre ein Konkurrent für Modelle wie den VW ID.3 und den Hyundai Ioniq 5. Die Plattform soll sich der Kompakte mit Model 3 und Model Y teilen. Wann das neue Modell auf den Markt kommt, ist noch unklar, es dürfte aber noch einige Jahre dauern.
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