Sein Tod kam plötzlich. Sergio Marchionne hatte sich Anfang Juli einer Operation an der rechten Schulter in Zürich unterzogen, die eigentlich Routine sein sollte. Doch es gab schwere Komplikationen, seitdem lag er im Koma. Am Mittwoch morgen verstarb der langjährige Fiat-Chrysler- und Ferrari-Chef im Alter von 66 Jahren. Der Konzern und ganz Italien steht unter Schock.
Der Italo-Kanadier Marchionne hat es in den 14 Jahren als CEO geschafft, den Autokonzern wirtschaftlich wieder auf die Beine zu stellen. Der Manager, der stets im Pullover auftrat, tat das mit unkonventionellen Mitteln, aber erfolgreich. Noch vor zwei Monaten stellte er die Strategie für die kommenden vier Jahre vor. Marchionne selbst wollte im April 2019 zurücktreten und dann einen jüngeren Manager an die Spitze lassen "Ich bin müde", kommentierte er vergangenes Jahr seine Rückzugspläne.
Marchionne wanderte im Alter von 14 Jahren mit seiner Familie ins kanadische Toronto aus. Er studierte Philosophie, Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften. Marchionne startete seine Karriere als Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer. Da war die Autoindustrie noch weit weg.
Seit dem Jahr 2003 war Marchionne Mitglied des Aufsichtsrates bei Fiat. Über dieses Mandat kam er 2004 an den Vorstandsvorsitz von Fiat S.p.A., zudem wurde er CEO von Fiat Group Automobiles, Fiats größter Industrietochter.
In der Folge machte sich Marchionne als Sanierer einen Namen. Bürokratieabbau, Prozessbeschleunigung, Marktausrichtung sowie neue Modelle retteten das angeschlagene Unternehmen vor dem Ruin.
Nachdem Fiat mit Chrysler fusionierte, war er ab 2014 CEO von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und richtete den Konzern global aus. Zudem war er Vorstandsvorsitzender von Ferrari. In den vergangenen Jahren war der Schuldenabbau seine Priorität Nummer eins.
FCA erreichte 2017 die Absatzzahl von 4,4 Millionen Autos und brachte den Konzern damit in die Top Ten. 2004 verkaufte Fiat unter hohen Verlusten nur 1,7 Millionen Autos. Vor allem die Konzernmarken Jeep und Ram in den USA hatten sich zuletzt gut verkauft.
Er galt als unkonventionell, zupackend, hart in der Sache, unerbittlich bei Mittelmaß. Gleichwohl musste er viele Kompromisse eingehen. Die neuen Trends zu E-Mobilität und teilautonomen Autos ließ er links liegen, um schneller profitabel werden zu können.
Sein Tod markiert das Ende einer langen Ära bei Fiat Chrysler. Er hinterlässt Frau und Kinder.