Selbstständigkeit mit Risiken

Der Zulieferer Vitesco Technologies wird bei seinem Börsendebüt mit rund 2,5 Milliarden Euro bewertet. Der erste Kurs für die von Continental abgespaltene Antriebssparte wurde an der Frankfurter Börse mit 59,80 Euro festgestellt, stieg dann im Verlauf des Vormittags aber auf über 64 Euro. Gleichzeitig sackte die Conti-Aktie zu Börsenbeginn um zwölf Prozent auf 99,63 Euro, im Verlauf des Vormittags auf rund 97 Euro ab.

Conti-Aktionäre waren für fünf Conti-Aktien ein Vitesco-Papier ins Depot gebucht worden. Damit hat sich die Vitesco-Abspaltung für die Familie Schaeffler in diesem ersten Schritt nicht gelohnt. Denn fünf Conti- und ein Vitesco-Papier waren nach der Erstnotiz zusammen 1,3 Prozent weniger Wert als fünf Conti-Papiere am Mittwochabend gekostet hatten. Die Familie hält jeweils 46 Prozent an Continental und Vitesco Technologies.

Vitesco Technologie hatte zuletzt etwa acht Milliarden Euro umgesetzt und befindet sich mitten im Umbau von einem Zulieferer von Komponenten für Verbrennungsmotoren hin zu einem Anbieter von Teilen für E-Fahrzeuge. Mittelfristig soll sich der Umsatz von 400 Millionen Euro auf zwei Milliarden Euro erhöhen. Vorstandschef Andreas Wolf rechnet damit, dass das neue Geschäft bis 2024 profitabel ist.

Der Vitesco-Chef geht davon aus, dass das Neugeschäft im Bereich der E-Mobilität die Rückgänge für Komponenten beim Verbrenner kompensiert. 2030 will der Zulieferer einen Großteil seines Geschäfts mit Produkten für die E-Mobilität erzielen. Die Ankündigungen verschiedener Regierungen den Abschied vom Verbrenner zu beschleunigen, stimmen ihn optimistisch. Schrecken lässt er sich auch nicht vom derzeitigen Trend zum Insourcing bei den Fahrzeugherstellern, den er als vorübergehend ansieht.

Doch Vitesco Technlogies drohen einige Risiken. Es bleibt abzuwarten, wie viele seiner rund 40.000 Beschäftigten das Unternehmen mitnehmen kann in die neue Welt der E-Mobilität. Relativ unproblematisch dürfte es dein, die Beschäftigten die derzeit noch elektronische Motorsteuerungen für Verbrennungsmotoren fertigen für die Produktion von Antriebssteuergeräten von batterieelektrischen Fahrzeugen einzusetzen. Doch das wird nicht bei allen Arbeitsplätzen gelingen. Die sinkenden Umfänge bei der Verbrennertechnologie werden auch Arbeitsplätze kosten. Eine mögliche Belastung durch kräftezehrende Arbeitskämpfe schwingt im Transformationsprozess mit.

Wie die gesamte Branche hat der Zulieferer zudem mit den Auswirkungen des Halbleitermangels zu kämpfen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Wolf daher mit einer deutlichen Belastung durch die Chipkrise. Wie stark sich der Halbleitermangel im Jahr 2022 auswirkt, bleibt abzuwarten.

Ein weiteres Risiko besteht zudem darin, dass mit der Abspaltung von Conti ein Großteil der Risiken des laufenden Verfahrens im Dieselskandal bei Vitesco Technologies verbleibt. Bei Vitesco wird es also spannend bleiben.

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