Wie geht es wirklich weiter mit der Marke Seat? Entwicklungsvorstand Werner Tietz setzt bei der Arbeitszeit in der Konzernzentrale in Martorell klare Prioritäten. Das Exklusiv-Interview.
Herr Tietz, nach aktuellen Eindrücken und Absatzzahlen ist Cupra nicht mehr Seats coole, kleine Schwester, sondern Seat ist längst Cupras langweiliger kleiner Bruder. Liegen wir da richtig?
Werner Tietz: Nein, überhaupt nicht. Seat ist nach wie vor eine coole Marke, die ja auch weiter sehr hohe Bestelleingänge verzeichnet. Meine beiden Söhne fahren auch Seat, nur mal als Beispiel. Richtig ist, dass wir Cupra in der Halbleiter-Krise priorisiert versorgt haben und das natürlich jetzt ein bisschen zulasten von Seat ging.
Dennoch: Wir unterstellen mal, drei Viertel Ihrer Arbeitszeit als Entwicklungsvorstand wenden Sie inzwischen für Cupra auf.
Ganz ehrlich: Es sind sogar mehr als drei Viertel. Bei Seat geht es gerade in erster Linie um anstehenden Produktaufwertungen. Aber alle neuen Modelle in Entwicklung entstehen unter der Marke Cupra, wo wir die Elektrifizierung vorantreiben. Da treffen wir jetzt die nächsten Produktentscheidungen und schauen, wie es weitergeht.
Der Tavascan, den Sie nächste Woche in Berlin vorstellen, wird in China gebaut werden. Ein erster Schritt, um das Modell auch in China auf den Markt zu bringen?
Nein, das ist nicht geplant.
Die Planung bleibt allerdings ungewöhnlich. Könnten noch mehr Seat- oder Cupra-Modelle zukünftig in China gebaut werden?
Der Tavascan wurde in Barcelona designt und entwickelt. Das neue und hochmoderne Volkswagen-Werk in Anhui war zum Zeitpunkt der Produktionsplanung das Werk mit der richtigen Kapazität und Technologie. Wir nutzen hier Synergien innerhalb der Volkswagen-Gruppe, teilen uns Plattformen und Kapazitäten. So konnten wir mit verhältnismäßig wenig Investitionen sofort die Produktion aufnehmen.