Schwieriger Weg zur schwarzen Null

Durch die Fusion von PSA Retail und FCA Motor Village entsteht eine der größten Autohausgruppen in Deutschland. Florian Müller muss nun die beiden Unternehmen zusammenführen. Oberstes Ziel: schwarze Zahlen. Kein leichter Weg.

Dienstag, 1. Juni 2021, 16.04 Uhr

Florian Müller soll die PSA- und die FCA-Niederlassungen zusammenführen. (Foto: Stellantis)

Herr Müller, Sie sind PSA-Retail-Chef in Deutschland und haben künftig auch die Verantwortung für die unter Motor Village zusammengefassten FCA-Niederlassungen in Deutschland. Was für ein Volumen kommt insgesamt auf Sie zu?

Florian Müller: Wir gehören in Deutschland künftig zu den großen Handelsgruppen. PSA Retail hat 2019 – vor der Corona-Krise – rund 35.000 Neu- und Gebrauchtwagen verkauft. Von Motor Village kommen nochmals etwa 7200 Fahrzeuge hinzu.

Wie groß ist das Niederlassungsnetz?

Mit PSA Retail sind wir in neun Bundesländern an 24 Standorten vertreten, jetzt bringt Motor Village elf weitere Standorte ein. Beide Organisationen sind in den Städten Hamburg, Berlin und Frankfurt gemeinsam vertreten.

Wo setzen Sie an, um die beiden Gruppen möglichst rasch zusammenzuführen?

Es gibt kleinere Potenziale, die wir schnell heben können. Beispielweise hat ein Standort von Motor Village keine eigene Waschanlage. Statt bei einer Fremdfirma waschen wir die Fahrzeuge nun im gegenüberliegenden PSA-Retail-Betrieb. So gibt es diverse weitere kleinere Möglichkeiten wie gemeinsame Lagerräume.

Schwieriges Pandemiejahr

Und größere Potenziale?

Wir sind das Thema Einkauf bereits angegangen. Durch das größere Gesamtvolumen können wir bessere Preise erzielen. Das bietet große Einsparpotenziale zum Beispiel bei Energieanbietern.

Größere Einsparungen können Sie auch durch Standortschließungen erzielen. Wie viel Standorte wollen sie schließen oder verkaufen?

Wir entwickeln derzeit eine Strategie, wie unser Netz zukünftig aussehen soll und die bis spätestens Ende des Jahres stehen soll. Natürlich stehen wir hierzu auch im engen Kontakt mit dem Hersteller. Wir brauchen aber meines Erachtens keine Paläste, um Fahrzeuge zu verkaufen. Da ließe sich viel einsparen. Entscheidend für uns ist das Ziel, dass wir schwarze Zahlen schreiben wollen.

Und konnten Sie die Vorgabe 2020 entsprechend umsetzen?

Das vergangene Jahr war sehr schwierig – für die gesamte Branche und natürlich auch für uns. Wir waren auf dem Weg zu einer schwarzen Null und hatten das Ziel fast erreicht. Dann hat Corona uns heftig getroffen. Ich hatte – wie so viele – zunächst gedacht, nach einigen Monaten sind wir durch die Krise. Wurde aber eines Besseren belehrt. Die Pandemie hat nochmals zu Tage gebracht, wo wir nachjustieren müssen. Hinzu kamen die Mehrkosten durch Corona.

Ausgebremst auf dem Weg zur schwarzen Null

An was denken Sie?

Wir mussten in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Tests und Masken investieren. Das hat uns allein in diesem Jahr bisher mehr als 160.000 Euro gekostet.

2019 hat PSA Retail ohne Zusatzkosten rund 19 Millionen Euro Verlust geschrieben.

Verantwortlich waren in erster Linie die einmaligen Kosten für die Restrukturierung. Beim operativen Ergebnis waren wir nahe an der schwarzen Null.

Und gelingt das 2021?

Im letzten Quartal 2020 haben wir schwarze Zahlen geschrieben. Aber damit konnten wir die drei Quartale zuvor nicht kompensieren. Die schwarze Null ist für das kommende Jahr – nach der Pandemie – wieder unser klares Ziel.

In Österreich hat das Kartellobergericht entschieden, dass die Niederlassungen von PSA Austria ihre Preispraxis ändern müssen. Wie wirkt sich das aus?

Ich bitte um Verständnis, dass ich dieses Thema als Geschäftsführer von PSA Retail nicht kommentieren kann.

Fokus stärker auf Gebrauchtwagen und Aftersales

Kosten streichen ist die eine Seite, wachsen die andere. Wo sehen Sie Chance als Handelsgruppe?

Ich könnte mir eine Neuausrichtung der Standorte vorstellen, in der bei einzelnen Betrieben die komplette Markenwelt des Stellantis-Konzerns widergespiegelt wird. Aber hier sind natürlich auch die Vorgaben des Herstellers entscheidend. Klar ist, dass im Neuwagengeschäft die Margen geringer werden, wir werden uns daher künftig stärker auf Aftersales und Gebrauchtwagen konzentrieren.

Alle wollen ins Gebrauchtwagengeschäft.

Klar, der Gebrauchtwagenmarkt wird härter, der Wettbewerb nimmt zu. Das ist Marktwirtschaft. Das Retail-Geschäft von Stellantis gehört zu den größten Handelsketten in Europa. Wir können unsere Größe ausspielen.

Was heißt das?

Die Geschäfte sind zentralisiert in Paris um Anne Abboud. Die Beschaffung der Fahrzeuge läuft teilweise auch über Paris. Als Handelsgruppe konzentrieren wir uns nicht nur auf die konzern-eigenen Marken, sondern kaufen auch andere Fabrikate zu. Diese können wir grenzüberschreitend vertreiben.

Das Interview führte Christoph Baeuchle.

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