Schwere Zeiten für Elon Musk

Der Elektroauto-Pionier muss sein Versprechen brechen: Das Produktionsziel, 1500 Model 3 im dritten Quartal zu bauen, hat er nicht erreicht. 260 Stück des Mittelklasse-Wagens liefen lediglich von Band. Da kann von „knapp“ keine Rede sein, mit „Pauken und Trompeten“ hat er sich verkalkuliert.

Dabei wollte Elon Musk mit dem Model 3 zeigen, dass der Massenproduktion kann – den Hunger der Massen nach einem Tesla stillen kann.

Massenmarkt bedeutet: Höhere Stückzahlen und günstiger Preis. Bei Tesla bedeutet das: Günstigerer als die bisherigen Luxus-Karossen: 35.000 Dollar soll das Model 3 in den USA kosten, halb so viel wie der Dauerbrenner Model S. In Deutschland soll das E-Auto wie auch das Model X zu einem Einstiegspreis ab 73.170 Euro angeboten werden. Wann? Ist noch nicht bekannt. Erst recht nicht nach dem jetzt bekannt gewordenen Produktionsengpass.

Im Juli hat Tesla die Massenproduktion hochgefahren – und weil alles so vielversprechend begann, ließ Elon Musk die Welt natürlich via Twitter daran teilhaben: „Das Model 3 hat zwei Wochen früher als geplant alle regulatorischen Bedingungen für die Produktion erfüllt. Wir erwarten, dass SN1 (Das Model 3 mit der Seriennummer 1, Anm. d. Red.) am Freitag fertiggestellt wird.“

Aber ein Fahrzeug macht noch keine Massenproduktion. Exponentiell würde Zahl der Fahrzeuge steigen, die vom Band laufen, kündigte Musk im Juli an und versprach, nach 100 Autos im August 1500 im September zu produzieren. 20.000 sollten es im Dezember sein, 100.000 sollen es 2018 werden, 2019 eine halbe Million.

Nach den neuesten Meldungen werden diese Zahlen immer utopischer. Dabei hat Musk alles getan, um sich für die Massenproduktion zu rüsten. Im vergangenen Herbst übernahm der Kalifornier den deutschen Maschinenbauer Grohmann Engineering. Der Anlagenbauer und Spezialist für die automatisierte Fertigung aus der Eifel sollte die Basis dafür liefern, dass Tesla diese hohen Stückzahlen liefern kann.

Mit diesem Ass im Ärmel wollte Elon Musk der Elektroauto-Produktion den Kampf ansagen und es seinen Kritikern zeigen. Aber nach dieser Pleite häufen sich die Fragen:

Wächst Tesla vielleicht doch zu schnell? Sind die Ziele doch zu hoch gesteckt? Zu hoch, um sie als noch immer kleiner Autobauer zu erreichen? Und auch zu hoch für einen Mittelständler im Rücken, mit dem er die Produktion hochfahren wollte? Zum Verständnis: Grohmann Engineering setzte noch vor gut einem Jahr 123 Millionen Euro mit 790 Mitarbeitern um.

Dabei hatte Musk das Model 3 so konzipiert, dass die Produktion möglichst einfach gestaltet werden kann: Es gibt kaum Konfigurationsmöglichkeiten für die Kunden, lediglich Farbe und Reifengröße sind wählbar.

Mit diesen Einschränkungen wollte er es schaffen, endlich aus der Nische der kleinen Autobauer herauszutreten und sie auch bei der Massenproduktion von E-Autos vor sich herzutreiben.

Nachdem die schlechten Zahlen bekannt wurden, fiel die Aktie nachbörslich um 1,7 Prozent. Mit so einem Produktions-Patzer dürften die Anleger nicht gerechnet haben – auch wenn Musk dafür bekannt ist, dass er seine selbst gesteckten Ziele regelmäßig verpasst. Und doch hat sich die Aktie wieder berappelt.

Ist das der Vertrauensvorschuss der Börsen, dass Musk das Ruder noch rumreißen kann?

Die Frage wird sein, wie er die "Produktionsengpässe", die Schuld sein sollen am verfehlten Ziel, wieder ausbessern will – und ob er weiterhin an dem Ziel festhält, bis Dezember 20.000 Model 3 pro Monat ausliefern zu wollen. Die Zeiten für Elon Musk bleiben hart.

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