In den vergangenen Monaten haben sich die schlechten Nachrichten bei Leoni gehäuft. Der Bordnetz-Spezialist kämpft nicht nur ebenso wie die anderen Zulieferer mit der Flaute in der Automobilindustrie, sondern hat darüber hinaus eine Reihe hausgemachter Probleme. In der Bordnetzsparte gibt es schon seit mehreren Jahren Schwierigkeiten mit Projekten, die nicht wie geplant liefen. Viele Aufträge liefern nur geringe Gewinne, der Anlauf des neuen Werks in Mexiko war aufgrund von Fehlplanungen erheblich teurer als geplant. Ausgerechnet die Bordnetzsparte will Leoni behalten, die zwar deutlich kleinere, aber profitable Sparte Kabelproduktion hingegen verkaufen oder an die Börse bringen.
Vorstandschef Aldo Kamper sieht nur wenig Synergien zwischen beiden Sparten. Mit dem Gewinn aus dem Verkauf sowie seinem Sparprogramm "Value 21" will er Leoni bis 2022 wieder auf Erfolgskurs trimmen. Ob das jedoch ohne Weiteres gelingt, ist unklar. Möglicherweise ist noch eine Kapitalerhöhung nötig. Das dürfte den Aktienkurs, der seit Jahresbeginn um mehr als 60 Prozent gefallen ist, noch weiter sinken lassen. Im ersten Quartal gab es einen Verlust von 132 Millionen Euro. Momentan ist die Lage so unsicher, dass Leoni seine Prognose für das laufende Jahr schon im März wieder kassiert und seitdem keine neue gewagt hat. Erst vor wenigen Tagen berichtete die "Wirtschaftswoche", das Unternehmen habe den Restrukturierungsexperte Hans-Joachim Ziems als externen Berater verpflichtet.