Der Bosch-Konzern ist vergleichsweise gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen. Dennoch bleibt Bosch-Chef Volkmar Denner vorsichtig bei den Aussichten für sein Unternehmen. Mit dem Chipmangel und generellen Schwierigkeiten in der Lieferkette, einem möglichen schnelleren Aus des Verbrenners und den Folgen der Pandemie sind die Unsicherheiten so groß wie nie.
Herr Denner, Sie sind zum ersten Mal in einem Clip der Kampagne "#Like a Bosch" zu sehen. Musste man Sie lange dazu überreden?
Nein, ich habe sofort zugesagt, weil die Kampagne eine sensationelle Wirkung hat. Wir haben über die verschiedenen Kanäle inzwischen weltweit mehr als eine Milliarde Kontakte erreicht. Das neue Video ist bei YouTube bereits nahezu 15 Millionen Mal geklickt worden. Es kommt bei den Bosch-Mitarbeitern genauso gut an wie beim Publikum draußen. Vor allem junge Menschen sind regelrecht begeistert. Mit meinem kleinen, bescheidenen Beitrag wollte ich dokumentieren, dass ich diese Aktivitäten voll unterstütze.
In dem Clip geht es ja um Nachhaltigkeit. Wie sehr beurteilen Sie heute unternehmerische Entscheidungen durch die Brille des Klimaschutzes?
Das spielt für Bosch eine entscheidende Rolle. Wir sind stolz, dass wir die weltweite Klimaneutralität für das Unternehmen schon im Februar 2020 und damit fast ein Jahr schneller erreicht haben als wir uns das 2019 vorgenommen hatten. Außerdem haben wir nur halb so viele Zertifikate für die Kompensation benötigt wie zunächst angenommen. Bei vielen weiteren Themen wie dem Scope 3, also den Emissionen unserer Wertschöpfungskette und dem CO2-Fußabdruck unserer Produkte, legen wir nun nach.
Kompensation klingt immer nach Mogelpackung. Können Sie die reduzieren?
Ja, Zertifikate trugen letztes Jahr nur 27 Prozent zu unserer CO2-Neutralität bei. Geplant waren ursprünglich fast 50 Prozent. Der wichtigste Hebel ist die Energieeffizienz, zu deren Steigerung es auch ein Sonderbudget für die Standorte gibt. Wir haben unseren energiebedingten CO2-Fußabdruck von 3,3 Millionen 2018 auf 1,9 Millionen Tonnen 2019 reduziert. Die weiteren Hebel sind Energie aus neuen Anlagen wie Windparks, die zum Teil erst durch unseren Bedarf entstehen, und der Bezug von grünem Strom. Nur was so nicht reduziert werden kann, kompensieren wir. Dabei setzen wir nur die höchste Qualitätsstufe ein, also etwa Zertifikate nach dem sogenannten Gold-Standard. Diese werden durch unabhängige Dritte auditiert und müssen eine tatsächliche CO2-Reduzierung nachweisen.