Russlands Wirtschaft und Finanzsystem wird von den Sanktionen des Westens tief getroffen. Der Rubel hat binnen weniger Tage bereits rund 30 Prozents seines Werts verloren, Finanztransaktionen vieler Banken mit dem Westen sind nicht mehr möglich. Die Investitionen in dem kriegführenden Land verlieren schlagartig an Wert, immer mehr Unternehmen stoppen ihre Aktivitäten, rufen ihre internationalen Mitarbeiter zurück. Lieferwege werden unterbrochen, ganze Märkte brechen weg.
Für die internationale Automobilindustrie wird Russland in atemberaubendem Tempo zum Ödland. Wie lange diese Entwicklung noch voranschreitet, ist ungewiss. Ein wirtschaftlicher Kollaps des Landes ist trotz großer Devisenvorräte und fast unerschöpflicher Rohstoff-Reserven nicht mehr auszuschließen.
"Sicher ist, alle Investments in Russland stehen zur Disposition", sagt Automobilexperte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach im Gespräch mit der Automobilwoche. "Die Assets verlieren massiv an Wert bis hin zur kompletten Abschreibung. Nicht auszuschließen sind inzwischen auch Enteignungen durch den russischen Staat."
Eine internationale Automobilindustrie werde es in Russland schon bald nicht mehr geben, wenn die Entwicklung so weitergehe, vermutet Bratzel. "Es wird sehr schwierig, noch Teile nach Russland zu liefern, Hochtechnologie jeder Art wird gar nicht mehr in das Land gelangen können."