Für Designchef Giles Taylor ist er ein Kunstwerk auf Rädern und für Markenvorstand Torsten Müller-Ötvös schlicht ein Meisterstück. Doch so ein banaler Begriff wie „Auto“ kommt den beiden Rolls-Royce-Männern nur widerwillig über die Lippen. Das liegt nicht nur daran, dass sich der neue Phantom bei Preisen ab 446.250 Euro für die Standard- und 535.500 Euro für die um noch einmal 22 Zentimeter gestreckte Version mit „Extended Wheelbase“ eher auf dem Niveau von Immobilien als von mobilen Investitionsgüter bewegt. Sondern es liegt vor allem daran, dass die mit ihren 92 Jahren älteste und mit ihren königlichen Weihen berühmteste Limousine der Welt selbst respektable Prunkwagen vom Schlage eines Maybach oder Mulsanne irgendwie gewöhnlich wirken lässt.
Genau wie der Bugatti Chiron unter den Sportwagen ist der Phantom unter den Luxuslinern nicht von dieser Welt und wirkt deshalb beinahe wie eine Fata Morgana – selbst wenn er sich ausnahmsweise mal nicht in den Emiraten materialisiert, sondern jetzt zur Jungfernfahrt durch die kleinbürgerliche Schweiz startet.
Dieses Unwirkliche gehört zum Wesen eines Rolls-Royce genau wie die legendäre Kühlerfigur, die aus Knopfdruck aus den Tiefen des silbernen Tempels auftaucht, den der Phantom vor der breiten Brust trägt wie ein Herrscher seinen glänzenden Harnisch. Denn so präsent der Phantom mit seinem rundherum neuen und trotzdem fast schon gefährlich vertrauten Design ist und so viele Blicke er damit fängt, so weit entrückt man der Welt, wenn man erst einmal hinter den wie immer gegenläufig angeschlagenen Türen Platz nimmt.
Kein Mucks dringt mehr nach drinnen, so gründlich haben die Entwickler die Karosserie mit zwei Zentnern Dämmstoffen gepolstert, so dick ist das Isolierglas in allen Fenstern und so weich sind die speziell ausgeschäumten Reifen. Und ob der Phantom jetzt schwebt oder sich doch noch auf dem Boden der Tatsachen bewegt, kann man kaum ermessen, so sänftengleich arbeitet die Luftfederung, die mit ihren Kameras die Straße liest und sich deshalb schon im vorauseilenden Gehorsam auf alle Eventualitäten einstellt. Auf Wolken gebettet und in Watte gepackt - so fährt man im Phantom in seiner eigenen Welt und ist für die Realität erst einmal verloren.