Röchling Automotive will Führungsposition

Mit dem Biokunststoff Röchling-BioBoom verfügt Röchling Automotive nach eigenen Angaben als erstes Unternehmen auf dem Markt über ein patentiertes Polylactid (PLA)-basiertes Biopolymer, das aus mindestens 90 Prozent erneuerbaren Rohstoffen besteht. Der Werkstoff ist eine Alternative zu den meisten konventionellen Werkstoffen wie beispielsweise Polyester (PC, PET, PBT) aber auch Polystyrol (ABS), Polyolefinen (wie PP) sowie Polyamiden (PA6).

„Mit unserem Biokunststoff bringen wir eine nachhaltige Lösung auf den Markt, die einer vollständig eigenkontrollierten Lieferkette entstammt – von den erneuerbaren Ressourcen bis hin zum Automobilhersteller“, erklärt Hanns-Peter Knaebel, Vorsitzender des Vorstandes und CEO Röchling Automotive. Verbesserungen in Bezug auf die thermische Stabilität und die chemische Beständigkeit im Vergleich zu Standard-PLA standen im Fokus der Entwicklung.

Der Zulieferer verfügt bereits über serienreife Produkte. „In Testserien haben wir gezeigt, dass wir mit den Bio-Kunststoffen die gleichen Material- und Produkteigenschaften erzielen können wie mit konventionellen Werkstoffen“, so Knaebel im Gespräch mit der Automobilwoche. „Wir stehen mit einem Fahrzeughersteller kurz vor Vertragsabschluss, mit einem anderen Hersteller befinden wir uns in Vertragsverhandlungen.“

„Röchling-BioBoom“ ermögliche Treibhausgas-Emissionseinsparungen, die etwa 70 Prozent höher sind als bei PP und fast 90 Prozent höher als bei PA6. Der Zulieferer nennt ein Beispiel: Ersetzt man den Anteil petrochemischer Kunststoffe in einem Mittelklassewagen durch den Biokunststoff, können 515 Kilogramm CO2-Ausstoß pro Fahrzeugherstellung eingespart werden.

Derzeit stehen drei Standardtypen des Biopolymers von Röchling Automotive zur Verfügung, die sich sowohl für Anwendungen im Motorraum und Unterboden wie für das Interieur eines Fahrzeugs eignen. Jede der drei Ausführungen lasse sich auf das individuelle Kundenbedürfnis und die jeweiligen spezifischen Anforderungen abstimmen. Röchling-BioBoom könne darüber hinaus für fast das gesamte Produktportfolio von Röchling Automotive angewendet werden.

Doch das hat seinen Preis. „Derzeit ist die Bereitschaft der Fahrzeughersteller für Bio-Kunststoffe höhere Preise zu zahlen noch nicht vorhanden, obwohl Marktforschungsergebnisse zeigen, dass die Endkunden in Industrienationen dazu bereits bereit wären. Bio-Kunststoffe sind gegenüber konventionellen Produkten noch teurer, was aber an der fehlenden Industrialisierung und den aktuellen Volumen im Markt begründet ist. Der Vorteil hinsichtlich der CO2-Bilanz der Fahrzeuge unter Berücksichtigung ihres gesamten Lebenszyklus wird immer wichtiger werden und dieser Mehrwert wird den Einsatz von Biokunststoffen beschleunigen.“

„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2035 führender Anbieter von Biokunststoffen und Recyclingmaterialien in der Automobilindustrie zu werden. Das bedeutet, dass wir unsere Entwicklungsaktivitäten in diesem Bereich spürbar verstärken“, so der Chef von Röchling Automotive.

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