Es gibt eine Anekdote über Tobias Moers aus den Anfangsjahren seiner Zeit bei AMG. Ein Praktikant der Kommunikationsabteilung wunderte sich an seinem ersten Tag in Affalterbach darüber, dass der Mann, den er für einen einfachen Testfahrer hielt, wiederholt seinen Lockenkopf durch die Tür des Büros steckte und fragte, ob auch alles in Ordnung sei. Erst durch Nachfrage bei einer Kollegin erfuhr er schließlich, dass es sich um den Chef persönlich handelte.
AMG-Chef Tobias Moers, Jahrgang 1966, ist kein prätentiöser Manager, sondern leidenschaftlicher Techniker und Macher. Nach seinem Maschinenbaustudium kam der gebürtige Freiburger 1994 zum damaligen Mercedes-Tuner. Zuvor hatte er zwei Jahre beim Start-up Hotzenblitz an einem Elektroantrieb getüftelt. Bei AMG übernahm er zahlreiche Funktionen unter anderem in der Fahrzeugentwicklung des SLS.
Im feinen Anzug hat man ihn selten gesehen. Stattdessen stellt er sich auch auf großen Messen in Lederjacke und Jeans vor seine vor PS strotzenden Modelle, die er sonst am Steuer sitzend in Rekordzeit über die Nordschleife am Nürburgring jagt. Meist hat er auf den internationalen Autoschauen müde Augen vom Jetlag, aber stets ein verschmitztes Grinsen im Gesicht.
Seit 2013 ist Moers Chef der Sportwagenmarke von Mercedes und hat diese in den vergangenen sieben Jahren zu ungeahnten Erfolgen geführt. Durch die beispiellose Ausweitung der Modellpalette mit neuen Leistungsstufen unterhalb der 63er-Varianten eroberte er sich eine neue Kundschaft. Dazu positionierte er den AMG GT als Zweitürer gegen den Porsche 911 und als Viertürer gegen den Panamera.
Er professionalisierte den Vertrieb mit 400 eigenständigen Performance-Centern und stärkte den Kundenrennsport. Mit zuletzt 132.000 verkauften Exemplaren hat er den Absatz im Vergleich zu 2013 mehr als vervierfacht. Da durfte er sich mit dem "AMG One" auch den Traum vom sündhaft teuren Hypercar mit Hybrid-Technik aus der Formel 1 erfüllen.