Auf dem Weg zur Markteinführung des Geländewagens Grenadier hat Ineos Automotive nun sein Vertriebsstrategie festgezurrt. „Zum Start werden wir rund 200 Standorte im Handel und Service weltweit haben“, sagte Klaus Hartmann, Marketing- und Vertriebschef für Europa bei Ineos Automotive, der Automobilwoche. In Deutschland sollen es am Anfang bis zu je 15 Händler und Werkstätten sein.
Den Service für den Geländewagen, dessen erste Exemplare im Sommer 2022 ausgeliefert werden sollen, übernimmt dabei der Bosch Car Service als Partner. In den USA ist eine Zusammenarbeit mit BMW geplant. Das Netz sei so geknüpft, dass jeder Kunde in allen Märkten eine Werkstatt innerhalb eines Radius von 50 Kilometer finde. Bleibe ein Auto in einer abgelegenen Region liegen, dann halte man für solche Fälle ein Einsatzteam bereit, das notfalls auch an Ort und Stelle das Fahrzeug instandsetzen könne. Zudem bietet Ineos kostenlose Videos und Ersatzteilkataloge an, mit denen die Autos selbst repariert werden könnten.Preis für Geländewagen Grenadier steht fest
Nach der Markteinführung in Europa soll das Auto auch in den USA, Mexiko und Kanada, im Nahen Osten sowie in Südafrika und Australien vertrieben werden. China folge etwas später. Russland schaue man sich gerade an, sagte Hartmann. Produziert wird der Grenadier im ehemaligen Smart-Werk im französischen Hambach, das Ineos Automotive von Mercedes übernommen hat. Die Entwicklung sitzt in Böblingen.
Verkauft werden soll der Ineos über ausgesuchte Händler. Dies können beispielsweise Autohäuser von BMW oder auch Jaguar Landrover (JLR) sein, aber auch ein Anbieter von Offroad-Abenteuern ist im Rennen. „Wir bekommen sehr viele Bewerbungen“, sagte Hartmann. Die Standorte in Deutschland befinden sich zumeist in der Nähe von Ballungsräumen wie Köln, München oder Stuttgart. In Betracht kämen vor allem Partner, die „skalierbar“ seien. Spätestens bis 2024 solle sich das Händlernetz in Deutschland verdoppelt haben.
Für die Gestaltung des Verkaufsraums fordert Ineos Automotive keine großen Investitionen. Vielmehr sollen neben einer Sitzgruppe in rustikalem Outdoor-Ambiente die Fahrzeuge zur Geltung kommen. Es gilt das Agenturmodell. Das bedeutet, dass die Händler für den Verkauf lediglich eine fixe Provision bekommen, aber keinen Spielraum beim Preis haben. „Dadurch bleiben Investitionen und Risiko gering, der Händler kann sich voll auf das Kundenerlebnis konzentrieren“, sagte Hartmann.
Das Auto, das vor allem Fans von klassischen Geländewagen wie dem Land Rover Defender ansprechen soll, kostet in der Basisvariante knapp unter 60.000 Euro. "Mit Vollausstattung sind es etwa 20 Prozent mehr", sagte Hartmann. Damit liegt der Preis im Vergleich zu einer G-Klasse von Mercedes deutlich niedriger. Diese startet erst bei rund 100.000 Euro. In Europa hätten bereits 25.000 registrierte Kunden auf der Homepage eine Kaufabsicht geäußert, weltweit sind es 75.000. Diese hätten nun bis 14. Oktober Gelegenheit, einen Grenadier zu reservieren und eine erste Konfiguration vorzunehmen, bevor dies andere tun können. Konkrete Bestellungen sollen ab März 2022 möglich sein.
Da Hartmann mit einer hohen Umwandlungsquote rechnet und im nächsten Jahr nur etwa 1000 Grenadier produziert werden, sei das Werk bereits bis 2023 ausgelastet. 2024 soll die volle Kapazität von bis zu 30.000 Fahrzeugen erreicht werden. Rund 9000 Exemplare davon sollen nach Europa (ohne Großbritannien) gehen, bis zu 4000 davon nach Deutschland.
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