Großumbau im Leipziger Porsche-Werk: Ab Montag, 20. Juli, stehen dort für vier Wochen die Bänder still, um die Montage fit zu machen für den geplanten Elektro-Macan. Werksleiter Gerd Rupp zeigt sich im Interview mit der Automobilwoche zuversichtlich, dass sein Werk bereits Mitte August fit ist für die E-Auto-Produktion. Schon im kommenden Jahr soll dann die Vorserienproduktion des neuen Macan als reines Elektroauto anlaufen.
Herr Rupp, im März 2019 haben Sie den Grundstein gelegt für den Ausbau des Leipziger Werks für den neuen, voll elektrischen Macan. Wie ist der Stand der Arbeiten?
Das Projekt geht zügig voran. Für den komplett neuen Karosseriebau wurde nun die Gebäudehülle geschlossen und die Bodendecken eingezogen. Nach der Betriebsunterbrechung im Sommer starten wir mit der Installation der Anlagen.
Vorher machen Sie aber ab Mitte Juli noch vier Wochen Sommerpause, doppelt so viel wie die sonst üblichen zwei Wochen. Was ist in dieser Zeit geplant?
Wir machen in diesem Jahr wegen der extrem große Umbauten erstmals vier Wochen zu. In dieser Zeit bauen wir die komplette Montage um. Ab Mitte August werden wir dann in der Lage sein, Benzin-, Hybrid- und reine Elektromodelle auf einer Linie zu fertigen. Das gibt uns maximale Flexibilität für die Zukunft.
Und das wollen sie alles in vier Wochen schaffen?
Der komplette Großumbau in der Montage muss in den vier Wochen abgeschlossen werden, damit wir wieder produzieren können. Da müssen wir voll durchziehen. Wir haben im Sommer mehr als 200 Maßnahmen geplant. Danach schulen wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beginnen die Anlagen einzufahren. Das erfolgt während der laufenden Produktion, an den Wochenenden und in der Winter-Betriebsruhe.
Aber die nächste Generation des Macan, die dann rein elektrisch sein wird, soll doch erst in rund zwei Jahren anlaufen.
Der finale Zeitplan ist noch offen. Klar ist aber, dass alle Maßnahmen rechtzeitig abgeschlossen sein und wir uns auf die Umstellung vorbereiten müssen. Ein voll elektrisches Fahrzeug hat andere Voraussetzungen als ein Verbrenner oder Hybrid. Wir müssen frühzeitig alle Mitarbeiter schulen, um die Produktion zügig und stabil hochzufahren. Das geht nicht von 0 auf 100. Wir sind daher froh, dass wir bereits nach der Sommer-Betriebsunterbrechung mit der Qualifizierung für die nächste Generation des Macan anfangen können. Bis Jahresende sollen alle Produktionsmitarbeiter qualifiziert sein.
Und wann soll es mit dem Elektro-Macan losgehen?
Das Fahrzeug soll noch Anfang dieses Jahrzehnts in Serie gehen. Ab dem kommenden Jahr werden wir bereits mit der Fertigung der ersten Vorserienfahrzeuge starten.
Auf welche Stückzahlen richten Sie sich denn beim E-Macan ein?
Vom aktuellen Macan fertigen wir pro Jahr knapp 100.000 Einheiten. Langfristig ist unser Ziel, dass der vollelektrische Wagen das bisherige Modell 1:1 ersetzt. Das ist natürlich abhängig von der Entwicklung des weltweiten Markts für Elektrofahrzeuge. Da sich die Akzeptanz weltweit stark unterschiedlich entwickeln wird, werden wir in der Übergangszeit auch noch das bisherige Modell mit Verbrennungsmotor produzieren. Bei Porsche wollen wir elektrisch in die Zukunft fahren. Letztlich wird der Macan daher irgendwann nur noch rein elektrisch gebaut werden.
Steigt dadurch auch die Gesamtkapazität des Werkes?
Nein, die bleibt in etwa gleich. Der nächste Macan wird den bisherigen 1:1 ersetzen.
Wegen der Corona-Krise musste auch Porsche die Produktion unterbrechen. Wie läuft ess inzwischen?
Wir mussten die Produktion für sechs Wochen stoppen. Die Zeit haben wir genutzt um den Wiederanlauf vorzubereiten. Wir haben Konzepte erarbeitet, um unsere Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Anfang Mai haben wir das umgesetzt und die Produktion wieder Stück für Stück hochgefahren. Unsere reguläre Kapazität von 500 Fahrzeugen am Tag haben wir zügig wieder erreicht, seitdem produzieren wir wieder stabil im Regelbetrieb – wenn auch noch unter den speziellen Schutzvorkehrungen. Nach der Sommer-Betriebsruhe starten wir zusätzlich eine temporär aufgesetzte Dauernachtschicht. Pro Tag werden wir dann rund 600 Fahrzeuge am Standort fertigen.
Wie ist denn die Nachfrage?
Die Auftragslage ist gut. Vor allem der Macan ist sehr gefragt. Unsere Auftragsbücher sind gefüllt und wir sind fleißig am Produzieren. Wir haben zum Teil schon Aufträge für das gesamte Jahr.
Hat die Corona-Pause auch die Bauarbeiten verzögert?
Nein, wir haben alle Zukunftsprojekte weitervorangetrieben. Das lief recht gut. Es gab keine Unterbrechung.
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