Zusammen mit Audi entwickelt Porsche derzeit eine gemeinsame Plattform für Elektroautos. Bekannt ist, dass Ende 2022 der Stadtgeländewagen Macan mit rein elektrischem Antrieb auf dieser Architektur kommen soll. Doch es wird nicht bei diesem Modell bleiben, wie Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner im Interview mit der Automobilwoche sagt.
Herr Steiner, Audi bekommt mit Markus Duesmann die Hoheit bei der Konzernentwicklung. Was heißt das für Porsche?
Fast alle Markenvorstände haben ja eine Doppelaufgabe. Porsche-Chef Oliver Blume ist im Konzern für die Steuerung der Produktion zuständig. Die Entwicklungssteuerung im Konzern hat bisher Konzernchef Herbert Diess in Personalunion mit verantwortet. Diese überträgt er nun an Markus Duesmann als neuen Audi-Chef. An den Zuständigkeiten der einzelnen Marken was die Wertschöpfung in der Entwicklung angeht ändert sich nichts.
Sie arbeiten an einer gemeinsamen Elektroplattform mit Audi, wer führt da an?
Wir teilen uns die Wertschöpfung. Diese liegt zu rund zwei Dritteln bei der plattformverantwortlichen Marke Audi, zu rund einem Drittel bei Porsche. Andere Plattformen – wie etwa die für den Taycan oder den Panamera – sind in unserer alleinigen Verantwortung. Da wird sich aus meiner Sicht nichts ändern.
Wann kommt der Macan-Nachfolger auf dieser Plattform?
Wir gehen von einem Produktionsbeginn Ende 2022 aus. Es wird auch ein Elektroauto von Audi im Segment geben. Aktuell diskutieren wir die Sinnhaftigkeit eines parallelen Anlaufs. Der elektrische Macan könnte also auch ein paar Monate später kommen. Das ist noch nicht entschieden.
Die Plattform ist auch für so genannte Flachboden-Fahrzeuge geeignet. Heißt das, auch die kleinen Zweitürer Boxster und Cayman werden mit Audi elektrifiziert?
Für Porsche ist die PPE41 genannte Plattform kein richtiger Flachboden. Wenn die Batterie wie eine Matratze komplett unter der Fahrzeugkabine liegt, dann sitzt der Fahrer eines Sportwagens auf der Batterie und damit zu weit weg von der Straße. Wir verfolgen da ein anderes Konzept mit einer eigenen Architektur.
Aber dass Boxster und Cayman rein elektrisch werden, ist sicher?
Das ist unser festes Vorhaben, aber final entschieden ist es noch nicht.
Wenn Sie schon eine Plattform mit Audi entwickeln, wird es sicher nicht bei einem Modell bleiben, oder?
Es ist durchaus vorgesehen, dass es auf Basis der PPE noch andere Ausprägungen geben wird. Der Schwerpunkt der Plattform ist sicherlich nicht nur im B-Segment zu sehen. Es muss ja nicht immer die Kopie einer bestehenden Baureihe sein. Denkbar wäre auch ein Crossover im C-Segment. Entschieden haben wir aber noch nicht. Generell achten wir immer darauf, dass es bei den Modellen so wenig Substitution wie möglich gibt.
Werden noch neue multifunktionale Plattformen entwickelt?
Das wäre auf Dauer nicht wirtschaftlich. Andere Hersteller setzen auf eine Plattform, die alles kann. Wir aber wollen die Vorteile einer reinen Elektro-Architektur ausnutzen. Um zwischen 2020 und 2030 möglichst flexibel sein, werden wir die Verbrenner dort, wo wir auf rein elektrische Varianten umstellen, parallel laufen lassen. Über Aktualisierungen und Design lassen sich diese noch länger attraktiv halten. Wir haben den 911 gerade neu aufgelegt, auch die anderen Modelle sind noch sehr jung.
Heißt aber auch, dass die Komplexität bei Porsche weiter zunimmt?
Leider ist dies in den nächsten Jahren zwingend. Zu den rein elektrischen Modellen wie dem Taycan kommen noch die Plug-In-Hybride. Dennoch wollen wir die weltweiten Zulassungen einfacher machen, indem wir beispielsweise mehr Leistungsvarianten mit dem gleichen Motor abbilden. Die Gesamtvarianz soll abnehmen, ohne dass der Kunde dadurch einen Nachteil hat.
Welchen Platz haben die Plug-In-Hybride in der Strategie der Elektrifizierung?
Wir pflegen die Plug-In-Hybride weiter. Zum einen aufgrund ihres breiten Einsatzspektrums für die Kunden, zum anderen weil sie in einigen Märkten steuerlich gefördert werden, Allerdings ist es fraglich, ob rein elektrische Reichweiten von 100 Kilometern und mehr sinnvoll sind.
Warum?
Weil ich eine riesige Batterie mitschleppe, die in der Herstellung auch einen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Sie ist für längere Strecken gemacht, als die meisten Pendler am Tag zurücklegen. Bei wirklich langen Ausflügen am Wochenende brauche ich dann trotzdem den Verbrenner, dessen Verbrauch durch den schweren Akku jedoch immer steigt. Wir müssen schauen, dass wir den Alltagsnutzen und die CO2-Bilanz in einen vernünftigen Einklang bringen.
Sie haben in das kroatische Elektro-Start-up Rimac investiert. Gibt es schon konkrete gemeinsame Projekte?
Wir haben bereits einen Entwicklungsauftrag an Rimac vergeben. Mehr kann ich im Moment dazu nicht sagen.
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