Es war schon auffallend, wie gelöst die Stimmung am Volkswagen-Konzern-Vorabend des Genfer Automobilsalons vor wenigen Wochen war. Konzernchef Matthias Müller, Aufsichtsratschef Hans-Dieter Pötsch und VW-Miteigentümer Wolfgang Porsche stellten sich locker plaudernd den Fragen der Journalisten. Ob zu diesem Zeitpunkt wohl schon feststand, dass der Firmenpatriarch und Noch-Miteigentümer Ferdinand Piech sein Amt als Aufsichtsrat bei der Porsche SE niederlegen und sich von seinen Anteilen am Volkswagen-Konzern trennen will? Es wäre zumindest eine Erklärung für die gute Laune, die in Genf herrschte.
Sollte sich die Nachricht tatsächlich bestätigen, wäre es wohl die letzte Etappe im schrittweisen Rückzug des großen Firmenpatriarchen, der am 17. April 80 Jahre alt wird – und eine große Erleichterung für den Konzern. Zuletzt gebärdete sich Piech wie ein Schlossgespenst, das in Wolfsburg sein Unwesen trieb.
Nach dem verlorenen Machtkampf mit Ex-VW-Chef Martin Winterkorn und dem Rückzug als Chefkontrolleur schien sein einziges Bestreben zu sein, Rache an den ehemaligen Weggefährten zu üben. So schrieb der "Spiegel" kürzlich, dass Piech bei einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft Braunschweig im Dezember 2016 ausgesagt habe, die vier Mitglieder des Aufsichtsrats-Präsidiums frühzeitig über Hinweise auf den Dieselbetrug informiert zu haben. Neben Wolfgang Porsche waren dies der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil, Betriebsratschef Bernd Osterloh und der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber.