Herr Cost, wie sehen die aktuellen Zahlen aus?
Gemessen an den Achtmonatszahlen 2019 liegen wir bei einem Plus von rund drei Prozent gegenüber Vorjahr. Das Wachstum kommt vom reinen Neuwagengeschäft. Der größte Treiber ist die Ceed-Familie, vor allem der ProCeed, der sämtliche Erwartungen deutlich übertrifft. Der Crossover XCeed, der am 21. September bei den Händlern seinen großen Aufschlag hatte, soll das Wachstum noch einmal verstärken.
Hat die Einführung von WLTP 2 am 1. September keine Probleme bereitet?
Wir sind auch ein Vollsortimenter wie andere, haben aber keine Probleme mit der Lieferung. Wir haben früh bekannt gegeben, dass wir sofort auf Euro 6d temp gehen und Euro 6c überspringen. Im vergangenen Jahr hat WLTP 1 auch uns gezwungen, mit Push-Maßnahmen auszusteuern, weil der Markt schier verrückt gespielt hat. Zwar waren wir mit der Umstellung unserer Modellpalette rechtzeitig fertig, andere aber nicht. So drückten plötzlich große Mengen zum Stichtag zugelassener Fahrzeuge in den Markt. Und das hat natürlich einen Einfluss. Daher haben auch wir etwas weniger nachhaltiges Geschäft gemacht im zweiten Halbjahr. Mit Blick auf die Restwerte kann das aber nur eine vorübergehende Lösung sein.
Wie ist die Stimmung bei den Händlern?
Die Stimmung ist recht gut. Es gibt wie immer Freud und Leid. Freude gibt es über eine sehr gute Umsatzrendite von derzeit 2,6 Prozent. Ein Wert, den man in der Branche eher selten hört. Auf der anderen Seite haben wir Lieferengpässe bei Elektrofahrzeugen. Es macht keinen Spaß, wenn Sie tausende Fahrzeuge verkaufen könnten, diese aber nicht zur Verfügung haben.
Wie kommt die gute Rendite zustande?
Zunächst haben wir die Eigenzulassungen gegenüber dem zweiten Halbjahr 2018 drastisch reduziert. Zudem wurden das Bonussystem und die Verkaufsförderung verstärkt, um neue Anreize zu schaffen. Dazu kommt noch die Einführung erfolgreicher Modelle, dann kommen 2,6 Prozent zustande.
Sie sprachen die Lieferprobleme im E-Bereich an. Würde sich das bessern, wenn sie e-Niro und e-Soul nicht bloß in Korea bauen würden?
Das würde nur den Seeweg sparen und einen Unterschied von sechs Wochen ausmachen. Das Problem ist: Wir haben keine Batterien. So einfach und schlicht ist die Antwort. Wir arbeiten mit Nachdruck daran, die Situation zu ändern.
Wie lange dauert es denn aktuell?
Der e-Niro liegt bei einer Lieferzeit von mehr als einem Jahr. Beim e-Soul sind es rund sechs Monate. Wir haben einen hohen Auftragsvorlauf, den wir erst einmal abarbeiten müssen.
Helfen die ihnen, ab 2021 in der EU keine Strafzahlungen leisten zu müssen?
Es wird schwierig, aber wir glauben in der Lage zu sein, Strafzahlungen vermeiden zu können. Das ist Optimierung im kleinsten Detail. Wir feilschen um Reifengrößen, um jedes Gramm, hier und da streichen wir die Automatik, wir führen Mildhybride ein, schreiten fort mit den Plug-ins und haben zwei EVs am Start. Aber wie gesagt: Es ist kein Spaziergang.
Ganz allgemein: Die Händlerbranche konsolidiert sich gerade. Der Anfang einer Welle?
Man sieht die Konsolidierung ja schon länger. Es gibt immer größere Gruppen und immer weniger Händler. Man kann das einerseits gutheißen mit Blick auf notwendige Investitionen etwa in die Elektromobilität oder die Showroom-Gestaltung. Da brauchen Sie eine Mindestgröße. Aber: Die Großen werden so groß, dass es mit Skaleneffekten bald nichts mehr zu tun hat. Ich fühle mich bei den familieneigenen Betrieben im Mittelstand sehr, sehr wohl.
Wird die Digitalisierung nicht ohnehin alles verändern?
Natürlich wird es eine weitere Digitalisierung geben. Aber ohne Händlernetz kann ich mir das Geschäft nicht vorstellen. Ohne Partner geht es nicht, und das wollen wir auch nicht. Die ganze Theorie mancher Wettbewerber, alles ins Internet zu verlagern – an die glaube ich nicht.