Herr Hülsdonk, wie kann das Problem mit den drohenden Diesel-Fahrverboten gelöst werden?
Es kommt vor allem auf NOx an. Das muss reduziert werden. Das geht mit neuen Fahrzeugen – aber vor allem müssen die Autos, die schon auf der Straße sind, nachgerüstet werden.
Ist das problematisch?
Eigentlich wäre es von der technischen Seite her gut machbar, allerdings braucht man dafür eine Zulassung durch das Kraftfahrtbundesamt. Dabei geht es dann auch um die Frage, ob ein Euro5-Fahrzeug, das mit einem SCR-Katalysator zur NOx-Reduzierung ausgerüstet ist, immer noch Euro5 ist oder vielleicht Euro5+. Und ist es dann bei Fahrverboten betroffen oder nicht? Denn sinnvoll ist die Umrüstung ja nur, wenn das Auto damit nicht mehr betroffen wäre.
Wie soll die Umrüstung umgesetzt werden? Staatlich verordnet?
Ich bin für eine freiwillige Umrüstung. Die Politik würde sich schwer damit tun, sie zu verordnen, schon deswegen, weil die Fahrzeugbesitzer ja auch Wähler sind. Aber wenn es eine klare rechtliche Regelung gibt und dazu noch ein Förderprogramm, dann hat der Kunde einen großen Anreiz, das Auto umzurüsten.
Was kostet die Nachrüstung?
Je nach den genauen Vorgaben zur NOx-Reduktion und der Kooperationsbereitschaft der Hersteller 1500 bis 3000 Euro.
Wie müsste so ein Förderprogramm aussehen?
Zum einen müsste sich der Staat beteiligen – um die Luft rein zu halten und die Wirtschaft zu fördern. Und auch die Autoindustrie sollte mitmachen, schließlich trägt sie mit Verantwortung, dass die Nachrüstung jetzt nötig wird. Die Autobesitzer schließlich sollten sich beteiligen, weil das Auto dadurch umweltfreundlicher und damit auch wertvoller wird. Ich denke eine Drittel-Teilung wäre durchaus gerechtfertigt.
Die Hersteller wollen sich aber nicht beteiligen.
Das ist nicht richtig von ihnen. Dass der NOx-Ausstoß reduziert werden muss, ist schon seit Langem bekannt aber die Industrie hat es versäumt, frühzeitig NOx-reduzierte Autos in den Markt zu bringen. Und die Hersteller müssen sich ja nicht zwingenderweise mit Geld beteiligen, sie können auch Technologie zur Verfügung stellen.
Warum soll der Autobesitzer sich um die Umrüstung kümmern?
Es ist einfach der pragmatischste Ansatz. Und wenn der Kunde auswählt, fördert das auch den Wettbewerb um die beste und günstigste Lösung zur Nachrüstung.
Im Zusammenhang mit der Nachrüstung wird auch das Thema Gewährleistung immer wieder als mögliches Problem angeführt.
Wann immer etwas an einem Auto eingebaut wird, müssen Werkstatt und Lieferant die Gewährleistung übernehmen. Das ist bei einem SCR-Kat nicht anders als bei einer Anhängerkupplung und die Werkstätten haben dafür sogar eine eigene Versicherung. Das ganze Thema Gewährleistung ist hier nur eine Nebelkerze, die das Thema klein halten soll.