Nur die reinen E-Mobile können Neuzulassungen steigern

Im Oktober 2021 wurden in Deutschland 178.683 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 34,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der aktuelle Oktober liegt 34,5 Prozent unter einem mittleren Oktoberwert der Jahre 2015 bis 2019. Seit der Wiedervereinigung ist es sowohl für einen Oktober als auch für die ersten zehn Monate das niedrigste Neuzulassungsergebnis. Von Januar bis Oktober kamen 5,2 Prozent weniger neue Pkw auf die Straßen als im Vorjahr. Verglichen mit dem entsprechenden Zeittraum der fünf Jahre vor der Covid-19-Krise beträgt das Minus fast 24 Prozent.

Wie schon in den Vormonaten haben die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern und die damit verbundenen Produktionsausfälle auch das Oktoberergebnis der Neuzulassungen stark negativ belastet. Dieser Effekt wurde auch in anderen westeuropäischen Ländern beobachtet.

Eigentlich hätte alles – eine weitere Beherrschung der Covid-19-Pandemie in Deutschland vorausgesetzt – für eine deutliche Erholung in den kommenden Monaten gesprochen. Das öffentliche Leben hat sich wieder normalisiert. Bezüglich der Neuzulassungen war aufgrund von Nachholeffekten ein post-pandemischer Boom erwartet worden. Allerdings ist nun klar, dass die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern diese Erholung zunichtemachen wird.

Die ursprüngliche Prognose (vor der Chipkrise) von 3,1 Millionen Neuzulassungen für das laufende Jahr wäre unter günstigen Voraussetzungen sogar überschritten worden.

Aufgrund der aktuellen Halbleiterproblematik werden die Produktionsausfälle auf jeden Fall bis ins kommenden Jahr hinein andauern. Für das Gesamtjahr 2021 hat die Automobilwoche daher ihre Prognose noch einmal auf 2,6 Millionen Neuzulassungen gesenkt, ein Minus von 10,9 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Das mittlere Ergebnis der Jahre 2015 bis 2019 würde damit um 24 Prozent verfehlt. Es wäre das niedrigste Jahresergebnis seit der Wiedervereinigung.

Für das kommende Jahr bleibt die Unsicherheit, wie lange die Halbleiterproblematik andauert und wann wieder auf Normalniveau produziert werden kann. Darüber hinaus müssten zusätzliche Kapazitäten von Halbleitern zur Verfügung stehen, um den hohen Auftragsbestand abzubauen. Da die Entwicklung auf dem Halbleitermarkt im Moment noch unbekannt ist, geht die Automobilwoche für 2022 zurzeit von folgendem Szenario aus: Die zur Verfügung stehenden Halbleiterkapazitäten werden sich insoweit erholen, dass die monatlichen Neuzulassungen Ende 2022 wieder das Niveau von Ende 2019 erreichen können. Daraus würde sich für das Gesamtjahr 2022 ein Neuzulassungsergebnis von drei Millionen Pkw ergeben. Dies wäre ein Plus von gut 15 Prozent gegenüber diesem Jahr, aber immer noch 13 Prozent weniger als im Mittel der Jahre 2015 bis 2019.

Bei den privaten als auch bei den gewerblichen Zulassungen betrug das Minus ebenso wie im Gesamtmarkt knapp 35 Prozent. Der Privatkundenanteil erreichte mit 38,1 Prozent das Vorjahresniveau und liegt knapp drei Punkte über dem mittleren Wert der Jahre 2015 bis 2019. Die gut 110.000 gewerblichen Neuzulassungen sind das niedrigste Oktober-Ergebnis seit 26 Jahren. Nach zehn Monaten liegen sie 1,2 Prozent unter Vorjahr, während die privaten Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut zwölf Prozent im Minus liegen.

Die alternativen Antriebe erreichten in Summe im Oktober einen Marktanteil von 46,5 Prozent und lagen damit unter dem Höchststand von 48,2 Prozent aus dem Vormonat. Der Vergleich mit Oktober 2020 zeigt ein deutliches Plus von 14,6 Prozentpunkten.

Die reinen Diesel-Pkw kamen nur noch auf zirka 30.900 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem Vorjahresmonat fast 57 Prozent ein. Der Marktanteil fiel auf 17,3 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 26 Prozent. Es ist der niedrigste Marktanteil in einem Oktober seit 1997.

Die Benziner gingen um 43,9 Prozent zurück und kamen auf eine Marktdurchdringung von 36,2 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Rückgang um fast sechs Prozentpunkte.

Die reinen E-Mobile kamen auf 30.560 Neuzulassungen und erreichten wie im Vormonat einen Rekordmarktanteil von 17,1 Prozent. Sie liegen mit einem Plus von 32 Prozent deutlich über dem Vorjahresergebnis. Volumenmäßig ist dies allerdings kein Höchststand. Der bisherige Rekord aus Dezember 2020 liegt bei 43.671 Neuzulassungen.

Die normalen Hybride büßten gegenüber dem Vorjahr 27,5 Prozent ein. 27.593 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanteil von 15,4 Prozent, deutlich weniger als in den vergangenen Monaten. Die Plug-in Hybride verloren 4,5 Prozent. Mit 23.734 Neuzulassungen erreichten sie einen Marktanteil von 13,3 Prozent. Dies ist zwar der höchste jemals beobachtete Wert, liegt aber deutlich unter dem der Stromer.

Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres lag er durchschnittlich bei knapp 125 Gramm pro Kilometer. Wie in den Vormonaten schlugen auch im Oktober die hohen Anteile der alternativen Antriebe durch. Der CO2-Ausstoß verfehlte mit 111,9 Gramm pro Kilometer nur ganz knapp den Tiefststand aus dem Vormonat. Vor einem Jahr – in dieser Zeit hat sich der Anteil alternativer Antriebe um fast 15 Prozentpunkte erhöht - lag er noch bei 131,4 Gramm pro Kilometer. Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 93,3 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte, nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.

Bei einem Gesamtmarktrückgang von 34,9 Prozent lagen alle Top 15 Marken im Minus. Kia verlor nur 7,1 Prozent und kam mit einem Marktanteil von 3,3 Prozent auf Platz zehn des Herstellerrankings. Es ist der höchste Marktanteil den die Marke jemals erreicht hat. Ebenfalls relativ glimpflich kamen Peugeot (minus 15,7 Prozent) und BMW mit minus 16,2 Prozent davon.

Die stärksten Verluste mussten Audi (minus 57,7 Prozent), Skoda (minus 55,3 Prozent) und Seat mit minus 48,6 Prozent hinnehmen.

Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 15,8 Prozent blieb VW. Es ist das erste Mal seit elf Monaten, dass der Marktanteil niedriger als im Vorjahresmonat ausfiel. Die Nummer zwei, Mercedes, kam auf einen Marktanteil von 10,1 Prozent, der höchste Anteil seit neun Monaten. Den dritten Rang belegte BMW (9,8 Prozent). Hier ist es der höchste Marktanteil seit April 2020. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Opel (6,8 Prozent Marktanteil und Ford mit 5,6 Prozent.

Nach zehn Monaten und einem Gesamtmarktrückgang von 5,2 Prozent haben Ford (minus 30,6 Prozent), Mercedes (minus 23,3 Prozent) und Renault mit minus 14,6 Prozent die höchsten Verluste der Top 15 eingefahren. Die höchsten Gewinne wurden bei Opel (plus 19,3 Prozent), sowie bei Hyundai (plus 6,7 Prozent) und Kia mit plus 3,9 Prozent beobachtet.

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