Daimler-Chef Ola Källenius wählt ein einfaches Bild für einen historischen Vorgang. "Seit über 100 Jahren sind wir eine Wohngemeinschaft, jetzt bezieht jede industrielle Sparte eine eigene Wohnung", sagte er kürzlich im Interview mit der Automobilwoche. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung an diesem Freitag sollen die Aktionäre der Abspaltung der Lkw-Sparte zustimmen. Diese gilt als reine Formsache, denn über die Ausgabe von 65 Prozent der Aktien der Daimler Truck AG an die bisherigen Daimler-Anteilseigner profitieren diese unmittelbar. Die Börsennotierung soll noch vor Weihnachten erfolgen. Zudem gehen Experten davon aus, dass beide Teile durch den Wegfall des so genannten Konglomeratsabschlags an Wert gewinnen werden. Eine Minderheit von 35 Prozent bleibt im Besitz der bisherigen Daimler AG.
Hintergrund der Aufspaltung ist die Erkenntnis, dass beide Geschäftseinheiten alleine besser durch den anstehenden Wandel der Industrie kommen. "Die Zeit von großen bürokratischen Konglomeraten ist vorbei. Jetzt in der unabhängigen Aufstellung werden beide Geschäfte schneller", sagt Truck-Chef Martin Daum. Tempo ist auch nötig angesichts der kommenden Herausforderungen. Die Umstellung auf alternative Antriebe mit Batterie und Brennstoffzelle erfordert hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung. Neue Konkurrenten wie beispielsweise Nikola oder Tesla fordern die etablierten Hersteller heraus. "Mit der Unabhängigkeit geht maximale Kundenfokussierung und eine noch größere unternehmerische Verantwortung einher", so Daum.