Technisch dagegen ist der Maybach dem GLS näher, als es den meisten Kunden lieb sein dürfte. Zwar haben die Ingenieure die Profile des vorausschauenden Luftfederfahrwerks mit seinen schlauen 48-Volt-Stellern um einen Maybach-Modus ergänzt, mit dem man wie auf Wolken gebettet über den Asphalt gleitet, und für den Motor gibt es ein neues Setup. Doch wer sich angesichts des Typenkürzels 600 auf einen Zwölfzylinder freut, wird beim Blick unter die Haube jäh enttäuscht. Statt am BMW X7 vorbei zu ziehen und tatsächlich zu den Briten aufzuschließen, belässt es auch Mercedes beim V8.
Der ist immerhin der modernste im Programm, kommt als Mild-Hybrid mit einem 22 PS starken E-Booster und hat trotz solider 2,8 Tonnen sicher leichtes Spiel mit dem 5,21 Meter langen Luxusliner. Nicht umsonst wuchten die 558 PS und 730 Nm den Maybach für den Matsch in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 und danach unbeirrt weiter bis auf 250 km/h. Und dass er dabei schon in der Norm 11,7 Liter verbraucht, wird die erlauchte Kundschaft kaum stören. Wer Maybach fährt, zahlt solche Tankrechnungen wie andere das Trinkgeld.
Zwar feiert sich Mercedes-Maybach nach dem gescheiterten Comeback-Versuch mit den Modellen 57 und 62 mittlerweile als Erfolgsgeschichte und rühmt sich immerhin 45.000 verkaufter S-Klassen mit dem doppelten M seit dem Relaunch in Jahr 2016; und im vergangenen Jahr war schon jede siebte S-klasse ein Maybach. Doch geht es nach Designchef Gorden Wagener, ist der GLS nur der zweite Schritt auf einem weiten Weg: Langfristig will er Maybach zu einer starken Submarke machen, die sich auch wieder eigene Modelle leisten kann.
Als Vorbild dienen ihm dabei die Kollegen von AMG, die sich mit SLS, GT und ihrem Viertürer bereits weit von der Großserie entfernt haben. Allerdings hat der Vergleich auch einen Haken. Bis AMG so weit war, hat es Jahrzehnte gedauert. Deshalb werden sich wohl auch die Maybach-Kunden noch ein wenig in Geduld üben und zurücklehnen müssen. Platz genug dafür haben sie im neuen GLS allemal.
Lesen Sie auch:
So fährt der neue Bentley Flying Spur der S-Klasse davon
Modellvorschau Maserati: Schwenk zur Luxus-Elektromarke
Aktie fällt dennoch: Aston-Martin-SUV soll bald kommen