Manfred Schoch hat Legendenstatus bei BMW. Seit 1987 führt der Schwabe den Gesamtbetriebsrat. Ohne Schoch geht wenig – das weiß auch das Management. Sieben Vorstandschefs hat Schoch erlebt. Im Interview mit der Automobilwoche erklärt er, warum ein aktiver Betriebsrat die Grundlage für ein erfolgreiches Unternehmen ist und warum er 2022 in Rente gehen wird.
BMW wurde in diesem Jahr erneut zum beliebtesten deutschen Arbeitgeber gewählt. Die Quartalszahlen waren gut. Die Lage imKonzern wirkt harmonisch. Braucht es Sie als Betriebsrat aktuell überhaupt noch?
Ein gesundes Unternehmen gibt es nicht von allein. Das gute Ergebnis ist zwar schön, aber wir versuchen als Betriebsräte schon, eine Mitgestaltung aller relevanten Themen im Konzern zu erreichen. Nehmen Sie Themen wie die Chipfertigung oder Corona. Zusätzlich haben wir in diesem Jahr die Altersvorsorge bei BMW neu aufgesetzt. Das war ein sehr fairer, demokratischer Prozess und hat uns viel Lob von der Belegschaft gebracht. Das zeigt, ein aktiver Betriebsrat ist die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Unternehmen.
War es also ein gutes Jahr für die Mitarbeiter von BMW?
Nein, es war ein sehr gutes Jahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BMW. Wir haben viele positive Dinge für die Belegschaft erreichen können. Auch was die Entwicklung des Unternehmens im Hinblick auf Absatz, Umsatz, Verkäufe und die generelle Situation angeht, sind wir im Augenblick in einer sehr guten Lage.
Welche Schulnote geben Sie dann dem Vorstand für das Jahr 2021?
Es ging in 2021 primär darum, gut durch die Chipkrise zu kommen. Dafür haben wir uns in der Fertigung für einen Weg entschieden, den man Lochverbau nennt. Das heißt, wir haben von Kunden bestellte Fahrzeuge soweit wie esirgendwie möglich war fertiggestellt und sie dann erst einmal geparkt. Das war logistisch schon eine große Herausforderung. Die unfertigen Autos rüsten wir jetzt nach, sobald die Teile wieder verfügbar sind. Das war für uns ein enormer Aufwand. Teilweise hatten wir weltweit bis zu 50.000 Autos herumstehen, die nachgerüstet werden mussten. Das machen wir jetzt, und aus diesem Grund kommen wir besser durch die Krise als andere Unternehmen.
Welches Zeugnis würden Sie also ausstellen?
Im Augenblick würde ich sogar ein "sehr gut" geben. Also Note Eins, wenn Sie so wollen.