"Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim"

Der Fahrzeugkonzern VW schult seine Führungskräfte auf den Arbeitsgebieten Integrität, Kultur und Compliance. Am Stammsitz Wolfsburg hat das Unternehmen die sogenannte Halle 106, in der sonst etwa neue Fahrzeuge im Vorfeld von Branchenmessen abgenommen werden, für seine Veranstaltungsreihe "The Volkswagen Convention" eingerichtet.

Seit Mitte November und noch bis Anfang Dezember werden auf dem Areal der Qualitätssicherung rund 7600 Führungskräfte vom Meister bis zur Topmanagerin über die Ziele der VW-Vertrauensoffensive informiert und beratschlagen in Arbeitsgruppen über den adäquaten Umgang mit Gesetzen, Vorschriften und innerbetrieblichen Anweisungen. An einem der vertraulichen Meetings konnte Automobilwoche teilnehmen.

Auftaktredner Winfried Krause, Finanz- und IT-Chef der Marke VW Nutzfahrzeuge, rief die rund 600 Teilnehmer dazu auf, "sich selbst zum Motor der Veränderung" zu machen. "Unser moralischer Kompass muss stimmen", mahnte der Manager – und fügte hinzu: "Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim".

Im Anschluss beschäftigten sich die VW-Mitarbeiter in großer Runde durchaus selbstkritisch mit Fragen in der Art von "Wie ehrlich gehen wir bei VW miteinander um?" und berieten in kleinen Zirkeln über die Realisierung der anstehenden Transformationsziele.

Hiltrud Dorothea Werner, im VW-Konzernvorstand verantwortlich für Integrität und Recht, erläuterte Automobilwoche am Rande des Events wichtige Ziele des Convention-Konzepts: "Wir wollen wirklich alle Beschäftigten erreichen und überzeugen", so die Führungskraft. Das für hierarchische Strukturen bekannte Unternehmen werde unter anderem die interne "Machtdistanz" reduzieren. "Macht an sich ist durchaus etwas Positives", so Rechtsvorständin Werner. "Es bedeutet ja, dass ich ermächtigt wurde, man mir mithin etwas zutraut". Entscheidungsbefugnisse delegiere der Konzern nun gezielt in die Marken und Regionen.

Für VW gelte es, im Rahmen der Initiative rund um Integrität, Kultur und Compliance die Führungskräfte zu Mut und Teamplay zu ermuntern. "Offenheit heißt, Dissenz vor einer Entscheidung zu leben – und diese danach aber auch in jedem Fall mitzutragen". VW-Topmanagerin Werner: "Ein großes Unternehmen ist nun mal keine basisdemokratische Institution". Insgesamt, so Werner, komme VW mit seiner umfassenden Vertrauensoffensive "erfreulich gut voran".

Lesen Sie dazu:

VW-Markenchef Diess im Interview: „Wir haben eine lange Strecke vor uns“

Verstärkung im Ressort von Hiltrud Werner: VW sucht Experten für Integrität und Recht

VW-Aufseher Larry Dean Thompson: "Der Monitor soll kein Mysterium sein"