Die Neuzulassungen in Deutschland gingen zwar im Juni um 3,5 Prozent zurück, allerdings hatte der Juni dieses Jahr zwei Arbeitstage weniger als im Vorjahr. Somit befinden sich die Neuzulassungen weiterhin auf einem positiven Wachstumspfad. Nach sechs Monaten liegt das Plus bei über drei Prozent.
Von den Top zehn Marken liegen nach Ablauf des ersten Halbjahres vier im Minus. Mit Audi, BMW, Opel und VW sind nur deutsche Hersteller betroffen. Für die Importmarken waren es gute sechs Monate. Sie kamen in Summe auf ein Plus von über neun Prozent, während die deutschen Wettbewerber ihr Vorjahresergebnis knapp verfehlten.
Für die verbleibenden Monate sind die Aussichten durchweg positiv: Alle Frühindikatoren zeigen weiterhin nach oben. Der IFO-Index liegt auf Rekordniveau und auch die Vertrauensindices von Verbraucher und Industrie sind weiter gestiegen. So ist bis zum Jahresende mit einer weiterhin positiven Dynamik zu rechnen. Im Gesamtjahr 2017 werden 3,43 Millionen Neuzulassungen erwartet. Damit wird die Nachfrage zum zweiten Mal hintereinander leicht oberhalb des Vorkrisenniveaus liegen.
Kauflaune der Franzosen steigt
Im Juni wurden in Frankreich 230.940 Pkw neu zugelassen, ein Plus von 1,6 Prozent, obwohl der Juni dieses Jahr einen Arbeitstag weniger hatte als im Vorjahr. Nach sechs Monaten liegen die Neuzulassungen dort um drei Prozent im Plus. Nach den eindeutigen Ergebnissen der vergangenen Wahlen ist die Stimmung der Franzosen deutlich gestiegen. Erstmals seit zehn Jahren ist der Verbrauchervertrauensindex wieder im positiven Bereich. Insbesondere die künftige wirtschaftliche Entwicklung und die Arbeitsplatzsituation werden von den Franzosen nun deutlich besser eingeschätzt als noch vor den Wahlen.
VW konnte in Frankreich sein Vorjahresergebnis im ersten Halbjahr nicht erreichen und verlor 5,5 Prozent. Mit einem Marktanteil von 6,4 Prozent ist VW allerdings mit Abstand stärkste Importmarke. An Position zwei liegt Toyota mit 4,1 Prozent.
Die PSA-Marken dominieren natürlich ihren Heimatmarkt. Opel erzielte mit plus 3,4 Prozent im ersten Halbjahr ein besseres Ergebnis als Citroen (plus 2,1 Prozent). Peugeot konnte dagegen mit plus 6,1 Prozent deutlich zulegen. Die Marktanteile sprechen mit 10,1 Prozent für Citroen und 17,5 Prozent für Peugeot für die französischen Marken. Opel liegt bei 3,6 Prozent.
Die positive Grunddynamik wird sich in Frankreich bis zum Jahresende fortsetzen. Ein Einbruch der Pkw-Nachfrage ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht wahrscheinlich. Das Gesamtjahr wird voraussichtlich mit 2,1 Millionen Neuzulassungen abschließen, ein Plus von 4,2 Prozent. Damit hat Frankreich das Vorkrisenniveau wieder erreicht.
Spanien mit robustem Wachstum
Plus sieben Prozent im ersten Halbjahr und plus 6,5 Prozent im Juni zeigen, dass sich Spanien, von niedrigem Niveau kommend, auf einem soliden Wachstumspfad befindet. Die 667.000 Neuzulassungen bis Juni sind zwar das beste Ergebnis seit sieben Jahren, das Niveau liegt aber immer noch 14 Prozent unter dem der Vorkrisenjahre 2000 bis 2007. Wirtschaftliche Probleme und insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit, sie ist die zweithöchste in Westeuropa nach Griechenland, wirken weiterhin hemmend.
Bei den erfolgreichsten Marken gibt es nach sechs Monaten ein Kopf-an Kopf Rennen zwischen Seat auf Platz eins, Opel, VW und Renault auf Platz vier. Von den deutschen Herstellern schlossen lediglich Opel (minus 2,6 Prozent) und Smart (minus 13 Prozent) im bisherigen Jahresverlauf schlechter ab als im Vorjahreszeitraum. Die höchsten Zuwächse erzielten Mercedes (plus 18 Prozent) und Porsche mit plus 17 Prozent.
Für das Gesamtjahr werden 1,19 Millionen Neuzulassungen, plus 3,7 Prozent, erwartet. Dann liegt die Nachfrage immer noch knapp 20 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus. Damit ist genügend Potenzial für dynamischere Zuwächse. Vorausgesetzt, das Land bekommt die wirtschaftlichen Probleme, speziell die hohe Arbeitslosigkeit in den Griff.
Italien gibt Gas, aber Risiken werden größer
Von den fünf großen Märkten hatte Italien im Juni mit plus 12,6 Prozent und auch nach sechs Monaten mit plus 8,8 Prozent die größten prozentualen Zuwächse. Obwohl die Verbraucher bezüglich der künftigen Wirtschaftsentwicklung recht skeptisch sind, entwickelte sich der Markt bisher besser als erwartet. Der Nachholbedarf – das Halbjahr lag 14 Prozent unter einem vergleichbaren Zeitraum der Vorkrisenjahre – ist hier noch besonders hoch.
Die Top-Marken werden natürlich von Fiat mit einem Marktanteil von 21,4 Prozent angeführt. Auf Platz zwei und drei liegen nach sechs Monaten VW und Ford. Beide Marken und – bis auf Smart und Mini – auch alle übrigen deutschen Wettbewerber konnten ihr Vorjahresergebnis verbessern. Am erfolgreichsten waren dabei Porsche (plus zwölf Prozent) und Opel mit Gewinnen von 8,6 Prozent.
In den kommenden Monaten wird zwar kein Einbruch der Nachfrage erwartet, aber die Gefahr eines Umschwungs ist gestiegen: Die bisher in den Köpfen der Italiener nur latent vorhandene Bankenkrise droht immer mehr in Blickpunkt der Verbraucher zu rücken und auch die Flüchtlingsproblematik wird zunehmend diskutiert. Als Reaktion darauf ist das Verbrauchervertrauen in den vergangenen Monaten deutlich gesunken und hat jetzt nicht nur den mit Abstand niedrigsten Wert der fünf großen Pkw-Märkte, sondern ist auch auf dem niedrigsten Niveau seit Ende 2014 angekommen – Tendenz weiter fallend. Die Automobilwoche erwartet zurzeit ein Gesamtjahresergebnis von 1,98 Millionen Pkw (plus 8,5 Prozent). Das wird dann zwar das beste Ergebnis seit 2009 sein, aber es liegt immer noch 15 Prozent unterhalb der Vorkrisenjahre 2000 bis 2007.
Westeuropa wird 2017 das beste Ergebnis seit zehn Jahren erreichen
Nach plus 3,7 Prozent im ersten Halbjahr werden in gesamt Westeuropa die Neuzulassungen für den Rest des Jahres um etwas mehr als ein Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums liegen. Die Gründe liegen in der geringeren Anzahl an Arbeitstagen, den Sondereffekten in Großbritannien und einer nachlassenden Dynamik in einigen Ländern. Für das Gesamtjahr erwartet die Automobilwoche einen Anstieg um 2,5 Prozent auf über 14,3 Millionen Pkw. Der positivste Beitrag für dieses Wachstum von 350.000 Pkw gegenüber dem Vorjahr wird mit 155.000 zusätzlichen Neuzulassungen aus Italien kommen.
Damit wird in Pkw-Nachfrage 2017 in Westeuropa den höchsten Stand seit 2007 erreichen.
Im Datencenter:
Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa im Juni 2017