Neuzulassungen bleiben noch in den Startlöchern

Im Mai 2021 wurden in Deutschland 230.635 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 37,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damals waren die Neuzulassungen allerdings auf einem äußerst niedrigen Stand. Der aktuelle Mai liegt 24 Prozent unter einem mittleren Mai-Wert der Jahre 2015 bis 2019.

Nach fünf Monaten beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum 12,8 Prozent. Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum der fünf Jahre vor der Covid-19-Krise beträgt das Minus 23 Prozent. Abgesehen vom Vorjahr wurden sowohl im Mai als auch in den ersten fünf Monaten die niedrigsten Neuzulassungen seit der Wiedervereinigung registriert.

Bis Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni gab es flächendeckend starke Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung mit Einschränkungen beim Kauf und der Zulassung von Pkw. Sollten die Maßnahmen im Juni dauerhaft aufgehoben werden können, ist mit Nachholeffekten zu rechnen.

Dafür spricht auch die Entwicklung des Auftragsbestands: Wie der VDA mitteilte, liegt er bis Mai 17 Prozent oberhalb der Werte des Vorjahreszeitraums. Im Mai betrug das Plus sogar 59 Prozent. Außerdem sind die Ausgaben der privaten Haushalte während der Lockdown-Phasen deutlich zurückgegangen, wodurch sich ein nachgeholter Konsum einstellen könnte.

Während die Industrie schon wieder äußerst optimistisch in die Zukunft blickt, sind die Verbraucher weiterhin pessimistischer. Allerdings haben die aktuellen Vertrauensindizes im Mai wieder das Durchschnittsniveau der vergangenen Jahre erreicht.

Bei den privaten Zulassungen gab es zwar ein Plus von 21,4 Prozent, der Marktanteil fiel aber auf 33,7 Prozent, nach 38 Prozent im Vorjahr. Es ist der niedrigste, jemals beobachtete Privatkundenanteil in einem Mai. Die gewerblichen Neuzulassungen legten um 46,8 Prozent zu und hatten mit knapp 153.000 Neuzulassungen eine nicht ganz so negative Entwicklung wie die privaten Neuzulassungen.

Bei der aktuellen Prognose geht die Automobilwoche davon aus, dass es aufgrund der Rücknahme vieler restriktiver Maßnahmen für Geimpfte und Genesene zu einer weiteren Verbesserung der allgemeinen Stimmung in der Bevölkerung kommen wird. In der Hoffnung, dass die Infektionszahlen in allen Regionen kontinuierlich sinken, könnten im Laufe des Junis auch grundsätzlich viele Restriktionen aufgehoben werden, wodurch der Kauf von Neuwagen erleichtert würde. Zusätzlich mit den dann verstärkt verfügbaren Impfstoffen sollte sich die Lage ab Jahresmitte entspannen.

Dennoch bleibt die Frage, wie lange die Krise auf dem Halbleitermarkt anhält und wie sich dies auf die Verfügbarkeit der Modelle bis Jahresende auswirken wird. Darüber hinaus gibt eine große Unsicherheit wie sich die wirtschaftliche Situation von Unternehmen und privaten Haushalten ab Jahresmitte darstellt.

Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Automobilwoche auch aufgrund von Nachholeffekten weiterhin Neuzulassungen in Höhe von 3,1 Millionen Pkw, ein Plus von 6,2 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Das durchschnittliche Niveau der Jahre 2015 bis 2019 von über 3,4 Millionen Neuzulassungen würde deutlich verfehlt.

Mit der Prognose von 3,1 Millionen Neuzulassungen wird davon ausgegangen, dass die verbleibenden sieben Monate in Summe um knapp zwei Prozent höher ausfallen als im durchschnittlichen vergleichbaren Zeitraum der fünf Jahre vor der Pandemie. Dies setzt neben deutlichen Nachholeffekten auch volle Verfügbarkeit von Neuwagen voraus.

In Summe erreichten die alternativen Antriebe im Mai 40,0 Prozent und verpassten nur knapp den bisherigen Höchststand von 40,6 Prozent aus dem Dezember des Vorjahres. Der Vergleich mit Mai 2020 zeigt ein deutliches Plus von 23 Prozentpunkten.

Die Neuzulassungen von reinen Diesel-Pkw setzten ihren Negativtrend verstärkt fort und verloren gegenüber dem sehr schwachen Vorjahresmonat noch einmal 3,3 Prozent. Der Marktanteil fiel auf 22,3 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 31,6 Prozent. Es ist sowohl volumenmäßig als auch nach Marktanteilen das niedrigste Ergebnis für Diesel-Pkw in einem Mai seit dem Jahr 1999. Die Benziner legten um 1,1 Prozent zu und kamen auf eine Marktdurchdringung von 37,7 Prozent.

Die reinen E-Mobile kamen auf 26.786 Neuzulassungen und erreichten einen Marktanteil von 11,6 Prozent. Dies war höher als in den ersten vier Monaten dieses Jahres aber immer noch geringer als der bisherige Höchstwert von 14 Prozent im Dezember vergangenen Jahres. Das Plus gegenüber dem Vorjahr betrug 380 Prozent, der Marktanateil stieg um 8,3 Prozentpunkte.

Die normalen Hybride kamen auf ein Plus von 131 Prozent. 37.145 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanateil von 16,1 Prozent. Damit lagen sie in der Marktdurchdringung nur geringfügig unter dem bisherigen Höchstwert aus dem Vormonat. Die Plug-in-Hybride legten um 303 Prozent zu. Mit 27.222 Neuzulassungen erreichten sie wie im Vormonat einen Marktanteil von 11,8 Prozent.

Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. In den vergangenen Monaten lag er leicht oberhalb von 126 Gramm pro Kilometer. Im Mai wurde ein leichter Rückgang auf 125,0 Gramm pro Kilometer beobachtet.

Vor einem Jahr – in dieser Zeit hat sich der Anteil alternativer Antriebe 23 Prozentpunkte erhöht– lag er noch bei 155 Gramm pro Kilometer. Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 104,2 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.

Bei einem Gesamtmarktplus von gut 37 Prozent verbesserten 14 Marken unter den Top 15 ihr Vorjahresergebnis. Die geringsten Zuwächse, aber immer noch im Plus, verzeichneten Renault (plus 3,6 Prozent), Ford (plus 4,3 Prozent) und Fiat mit plus 6,2 Prozent. Die stärksten Gewinne konnten Seat (plus 113 Prozent), BMW (plus 92 Prozent) und Skoda (plus 56 Prozent) verbuchen.

Mercedes ist die einzige Marke unter den Top 15, die vergangenen Monat weniger neue Pkw zuließ als im Vorjahr. Die 14.598 Neuzulassungen bedeuteten ein Minus von 14,8 Prozent, der Marktanateil fiel auf 6,3 Prozent. Abgesehen vom April des Vorjahres gab es nur zwei Monate, in denen Mercedes weniger neue Pkw zuließ. Es waren der Januar 2010 und der Dezember 1991. Bezüglich der Marktdurchdringung wurden letztmalig 2009 im Rahmen der Verschrottungsprämie niedrigere Werte erzielt.

Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 19,6 Prozent blieb VW. Die Nummer zwei, BMW, kam auf einen Marktanteil von 8,5 Prozent. Den dritten Rang belegte Audi (8,0 Prozent) vor Skoda (6,6 Prozent). Mercedes belegte lediglich Rang fünf.

Nach fünf Monaten und einem Gesamtmarktplus von 12,8 Prozent hat Ford mit minus 14,5 Prozent als einzige der Top-Marken Verluste eingefahren. Die höchsten Gewinne wurden bei Opel (plus 33,5 Prozent) sowie bei Seat und Peugeot mit jeweils plus 24,5 Prozent beobachtet.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Mai 2021

Neuzulassungen in einem Mai in Deutschland von 2000 bis 2021

Marktanteile der Top-15-Marken im Mai 2021 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung – Mai 2021 in Deutschland

CO2-Ausstoß in Deutschland bis Mai 2021

Absatz verschiedener Marken in Deutschland im Mai 2021

Deutschland: Top-30-Marken im Mai 2021 und ihre Entwicklung

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland Median 2015-2019 bis Mai 2021