Neuer Renault-Chef stellt die Weichen

Renaults neuer Konzernchef Luca de Meo wird an diesem Donnerstag zum ersten Mal vor eine große Öffentlichkeit treten und wichtige Neuheiten ankündigen. Der ehemalige Seat-Chef werde aber auch strategische Aussagen machen, sagte ein Renault-Vertreter der Automobilwoche.

"Luca de Mea wird auch strategische Überlegungen präsentieren", hieß es bei Renault. Dabei gehe es aber eher weniger um die globale Konzernstrategie, sondern in erster Linie um eine neue Ausrichtung der Antriebstechnologie in der Renault-Gruppe. Diese werde künftig noch deutlich mehr von der Elektromobilität und auch von Hybrid-Antrieben gekennzeichnet sein.

Ein umfassender Restrukturierungsplan ist somit an diesem Donnerstag noch nicht zu erwarten. Vielmehr dürfte de Meo damit noch bis Januar warten.Renault hat bereits den Abbau von weltweit rund 15.000 Stellen und Kostensenkungen im Umfang von rund zwei Milliarden Euro angekündigt.

Konkret präsentieren wird de Meo ein neues Showcar, das rein elektrisch angetrieben ist. Es steht für ein künftiges, rein batteriebetriebenes Kompaktmodell. Dem Vernehmen nach handelt es sich um einen kompakten Elektro-Crossover, der auf der neuen Plattform CMF-EV stehen wird. Auf dieser Plattform wird auch der neue Nissan Ariya stehen, den der Allianzpartner vor einigen Wochen präsentierte.

Als zweites E-Modell wird de Meo den neuen Dacia Spring Electric vorstellen. Dabei handelt es sich um die Serienversion des bereits 2018 in Paris gezeigten Konzeptautos Renault K-ZE.

Ursprünglich wollte Renault diese beiden Neuheiten schon im Juni bei einer physischen Präsentation in Paris zeigen. Das Event namens "EWays"wurde zunächst auf den Oktober verschoben und nun in letzter Minute nur noch als virtuelle Präsentation organisiert.

Der seit dem 1. Juli amtierende Renault-Chef hatte sich in den vergangenen Wochen vereinzelt zu neuen strategischen Zielen geäußert. Insbesondere hat er eine Abkehr von der jahrelangen Volumenorientierung des Autobauers in Aussicht gestellt. Mehr Gewinn, weniger Masse, so lautet nun auch bei Renault das Motto.

Auch die Marken sollen neu gegliedert werden und mehr Eigenständigkeit erhalten. De Meo will das Geschäft in die vier Bereiche Renault, Dacia, Alpine und neue Mobilität gliedern. Oberstes Ziel sind auch dabei höhere Erträge.

Als weitere Stichworte hatte de Meo auch die Steigerung der Kundenzufriedenheit und der Mitarbeiterzufriedenheit angekündigt. Einzelheiten dazu hat er bislang aber nicht genannt.

Die Renault-Partner bereiten sich vor, dass Renault unter de Meo die Abkehr vom Volumengeschäft möglichst zügig durchziehen wird. "Wir gehen jedoch jetzt schon davon aus, dass es in 2021 erheblich weniger Volumen zu vermarkten geben wird", kündigt ein großer Renault-Händler an. Darüber hinaus sei von anderen Konditionen auszugehen. Ähnlich sehen es andere große Vertriebspartner.

Allerdings warnt der Händlerverband vor einer zu starken Kehrtwende: "Jeder Markt ist unterschiedlich, in Deutschland brauchen wir ein bestimmtes Volumen, sonst können wir Händler nicht rentabel arbeiten", sagt Verbandspräsident Hans-Werner Hauth, Geschäftsführer Lüdemann & Zankel. "Wir Händler mussten in die Corporate Identity investieren, jetzt folgt die Digitalisierung – das können wir nur bezahlen, wenn wir rentabel arbeiten."

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