Neue Prüfkapazitäten für Hersteller

Die Umstellung auf neue Prüfzyklen wie WLTP und RDE sowie immer schärfere Abgasnormen haben den Bedarf an Testmöglichkeiten für Fahrzeuge deutlich erhöht. Mit einem neuen Mobilitäts- und Antriebszentrum (MAZ) in Heimsheim bei Stuttgart schafft der TÜV Süd dringend benötigte Kapazitäten für Hersteller und Zulieferer.

"Wir blicken hier in die Zukunft der Mobilität", sagte Patrick Fruth, Leiter der Mobility-Sparte des TÜV Süd bei der Eröffnung. Mit dem Neubau neben dem bestehenden Prüfzentrum und den drei zusätzlichen Prüfständen können nun 25.000 Prüfdurchläufe pro Jahr bewältigt werden und damit doppelt so viele wie bisher. Dafür hat der TÜV Süd 20 Millionen Euro investiert und 35 neue Jobs am Standort Heimsheim geschaffen. Insgesamt arbeiten hier nun 65 Beschäftigte.

Um die Autos für die Prüfstände vorzukonditionieren, wurden zu den bestehenden 30 auch 100 zusätzliche klimatisierte Stellplätze geschaffen. Nach eigenen Angaben des TÜV Süd handelt es sich damit um das größte unabhängige Testlabor in Europa. Neben klassischen Verbrennermotoren lassen sich hier auch Plug-In-Hybride und reine Elektroautos auf Konformität mit den gesetzlichen Vorgaben überprüfen.

Hauptkunden sind die unmittelbarer Nachbarschaft angesiedelten Hersteller Porsche und Mercedes, die seit Jahren unter dem Mangel an Prüfkapazitäten leiden. Aber auch BMW Alpina und Audi sowie große Zulieferer im Autocluster rund um Stuttgart lassen ihre Fahrzeuge und Technologien hier testen. Dies beginnt zum Teil bereits bei der Zusammenarbeit mit den Entwicklungsabteilungen. So lässt sich frühzeitig feststellen, welche Anforderungen ein neues Modell auf den verschiedenen Märkten der Welt erfüllen muss.

Der TÜV Süd ist ausdrücklich nicht auf die europäischen Prüfverfahren wie WLTP und RDE beschränkt, sondern deckt viele anderen Regionen ab. So kooperiert das MAZ beispielsweise mit den Zulassungsbehörden in USA, China, Südkora oder Taiwan. "Gerade beim sensiblen Thema der Abgasmessung europäischer Fahrzeuge vertraut beispielsweise Südkorea seit 2015 auf unsere Expertise", sagt Pascal Mast, Leiter Operations Automotive Deutschland beim TÜV Süd.

Je nach Antriebsart dauert das Prüfverfahren unterschiedlich lange. Während beispielsweise ein klassischer Verbrenner innerhalb von fünf Tagen durch ist, nimmt ein reines Elektroauto doppelt so viel Zeit in Anspruch. Am längsten dauert der Test eines Plug-In-Hybriden, der mit zwei Antrieben die komplexeste Technologie an Bord hat.

Ein solches Fahrzeug ist fast acht Wochen im Labor. Zur jüngsten Diskussion um die Realverbräuche bei Plug-In-Hybriden und Forderungen nach einer Anpassung der Tests sagte Mast, dass der Prüfzyklus dies eigentlich gut abbilden könne. "Am Ende liegen die Unterschiede zum Realverkehr im rechten Fuß und dem Ladeverhalten des Nutzers."

Der TÜV Süd bereits sich bereits jetzt auf die kommenden Anforderungen bei den Prüfungen vor. So werden bei der Abgasnorm EU 7, die derzeit auf europäischer Ebene vorbereitet wird, Diesel und Benziner bei den Schadstoffgrenzwerten erstmals gleich behandelt. Hinzu kommen neue Emissionsmessungen für die Verdunstung etwa an den Benzintanks.

Auch die Temperaturspanne der Messungen soll erhöht werden. Ein Diesel muss die Grenzwerte dann bei einer Starttemperatur von minus 18 Grad einhalten. In zwei Jahren will der TÜV Süd dann auch in der Lage sein, Brennstoffzellenautos zu testen.

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