Neue Automobilmarken lassen klassische Werbung links liegen. Alain Visser, Marketingchef von Geely und Chef der neuen Marke Lynk & Co, sagte auf dem Automobilwoche Kongress: "Es tut mir leid für die Werbe- und Mediaagenturen, aber wir machen keine Print- und keine TV-Werbung."
Das erste Auto der hippen Edelmarke, das Modell 01, soll 2018 nach Europa kommen. "Wir werden dann ausschließlich Guerilla-Marketing online machen", so Lynk&Co-Chef Visser. Seine Strategie: "No frills, no bullshit."
Auch die neue urbane Marke Ioniq von Hyundai kommt ohne klassische Werbung aus. Die Kampagnen sind ausschließlich digital. "Wenn Sie sich die Sigma-Milieus in Europa anschauen, kommen Sie unweigerlich zu dem Schluss, dass Sie digital werben müssen", sagte Hyundai-Europe-Marketingchef Jochen Sengpiehl im Interview mit der Automobilwoche."Wir haben die Gruppe für Ioniq in einer Wertegemeinschaft geclustert, da geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, Urbanität und Technologie – und diese Generation hat ein anderes Mediennutzungsverhalten."
Der Ioniq-Auftritt wurde – statt mit einer klassischen Agentur – mit Google, Facebook, Vice und Razorfish erarbeitet. "Es geht darum, die Zielgruppe ohne Streuverluste zu erreichen." Viele Werbungtreibende seien bis heute fernsehhörig. Sengpiehl: "Sie verfahren nach dem alten Motto ,Spray and pray'. Also versende die Nachricht und hoffe, dass etwas beim Kunden hängen bleibt."
Auch die neu gestartete Marke Borgward will nun die Marke werblich groß machen. Einen riesigen Werbeetat werden auch sie nicht haben. Vor der IAA im September, auf der Borgward ein Konzeptfahrzeug präsentieren will, soll eine Marketingkampagne starten. "Ich gehe davon aus, dass die Marke ab Mitte 2017 auf dem europäischen Markt deutlich an Sichtbarkeit gewinnen wird", sagte Europa-Vertriebschef Tom Anliker der Automobilwoche.
Die Marketingstrategien zielen zunehmend darauf ab, den Kunden überall da abzuholen, wo er sich gerade befindet. Der Kundenkontakt erfolgt digital. Allerdings ist das Fernsehen heute noch immer das meistgenutzte Medium der Unternehmen.