Die Corona-Pause hat auch die Umrüstung von Diesel-Fahrzeugen mit neuer Abgastechnik ausgebremst. Die Anbieter von Hardware-Lösungen sehen aber gute Chancen dafür, dass die Nachrüstung jetzt in Fahrt kommt. "Wir sind zwar jetzt erst da, wo wir schon im März sein wollten, aber es zeichnet sich kein Bruch in der Nachfrage ab", sagte Stefan Beinkämpen, Geschäftsführer der Baumot Group AG. Auch Martin Pley vom Abgasspezialisten Dr Pley SCR Technology ist zuversichtlich. "Bis September dauert noch die Übergangszeit, dann wird es richtig losgehen."
Bisher seien von Baumot etwa rund 100 Hardware-Nachrüstungen hauptsächlich für Autos des VW-Konzerns umgesetzt, dazu gebe es 1000 Terminanfragen, die auch nach dem Corona-Stillstand konkret seien, sagt Beinkämpen. Mitbewerber Pley, der sich vor allem auf Mercedes-Fahrzeuge spezialisiert hat, hat nach eigenen Angaben bereits über 800 Systeme verkauft, davon 90 Prozent im Großraum Stuttgart. Er will auf einen Jahresabsatz von 6000 bis 7000 Einheiten kommen. Im Moment stehe das Telefon nicht still, sagt er. Das Kraftfahrtbundesamt hat zudem Nachrüstungen von HJS oder Oberland-Mangold genehmigt.
Hilfreich ist dabei, dass weitere Fahrverbote in den Städten noch nicht vom Tisch sind. Zwar sinken die Stickoxid-Werte vielerorts, aber oft nicht schnell genug. So muss Stuttgart sein bisher punktuelles Fahrverbot für Euro-5-Diesel auf Anordnung des Landes auf die so genannte kleine Umweltzone ausdehnen, zu der die Stadtbezirke im stark belasteten Talkessel zählen. Das freiwillige Software-Update der Hersteller reiche dabei in den allermeisten Fällen nicht aus, um ein Fahrverbot zu verhindern, sagt Beinkämpen. Denn die Fahrzeuge müssten dafür einen Stickoxid-Wert von 270 mg/km unterschreiten, was vielen nach der verbesserten Abgasreinigung der Hersteller nicht gelingt. Die Deutsche Umwelthilfe drängt daher darauf, dass es die von der Stadt Stuttgart zunächst für zwei Jahre geplanten Ausnahmen für Diesel mit einem Software-Update nicht gibt. Einige Verfahren stehen noch aus.
"Alle gerichtlichen Entscheidungen auch auf EU-Ebene gehen derzeit in die richtige Richtung", sagt Pley. So rechnet er damit, dass nach den Euro-5-Fahrzeugen auch die älteren Euro-6-Diesel spätestens ab 2022 ihr Abgasverhalten verbessern müssten. Weil die Kunden während der Corona-Krise kaum Neuwagen gekauft hätten, seien diese Fahrzeuge zudem länger auf den Straßen. Pley begrüßt es daher grundsätzlich, wenn sich auf dem Markt mehrere Player etablieren.