In einem Mittelklasseauto mit einem Gewicht von rund 1,8 Tonnen stecken mehr als 1,2 Tonnen neue Rohstoffe. Stahl, Glas, Plastik und Hunderte weiterer Materialien. Gut zwei Drittel des eingesetzten Materials wird also extra hergestellt für dieses Auto. Dass dies ökonomisch und ökologisch fragwürdig ist, liegt auf der Hand.
Zunehmend verbreitet sich diese Erkenntnis auch in der Industrie. Renault etwa baut das Traditionswerk Flins im Nordwesten von Paris zu einer Re-Factory um. Hier werden keine Neuwagen mehr gefertigt, sondern Gebrauchtwagen aufbereitet und Produktionsroboter modernisiert. Mercedes errichtet gerade eine Batterie-Recyclingfabrik in Kuppenheim bei Karlsruhe, in der ab dem kommenden Jahr bis zu 2500 Tonnen Lithium-Ionen-Akkus aus Elektrofahrzeugen zerlegt und die in ihnen enthaltenen Rohstoffe wiederverwertbar gemacht werden können. VW hat eine ähnliche Anlage in Salzgitter bereits in Betrieb genommen. Die Beispiele zeigen: Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft ist in der Autoindustrie angekommen.
"In der Vergangenheit wurde vor allem die Frage gestellt, was mit dem Müll passiert, und Recycling galt als Königsweg. Bei einer modernen Kreislaufwirtschaft aber geht es darum, sich den gesamten Produktlebenszyklus sowie die gesamte Wertschöpfungskette anzuschauen", sagt Adriana Neligan vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Sie beschäftigt sich seit Jahren mit zirkulären Systemen. Das Denken in Kreisläufen beginne bereits beim Design, wenn Produkte so konzipiert werden, dass sie lange halten, reparierbar und auch einfach demontierbar sind, um das Recyceln zu erleichtern. Auch Sharing, Leasing oder Second-Hand-Anwendungen sind wichtig im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, um eine möglichst effiziente und intensive Nutzung zu ermöglichen. Und schließlich gehört eine maximale Wiederverwertung der Rohstoffe am Ende des Produktlebens dazu.