Nachfrage ist zurück

Angekommen im "New Normal" will Hyundai Motor Deutschland im zweiten Halbjahr den Absatz kräftig vorantreiben und setzt dabei stark auf die Elektromobilität. Damit alle Vertriebspartner mitziehen hat die südkoreanische Marke im dritten Quartal einen Elektrobonus eingeführt.

"Als zusätzlichen Anreiz führen wir im dritten Quartal für die Händler Ziele für Elektrofahrzeuge ein", sagte Jürgen Keller, Geschäftsführer Hyundai Motor Deutschland, im Gespräch mit Automobilwoche. "Die Partner haben so die Möglichkeit einen zusätzlichen Bonus zu erhalten."

Vom deutlich zugenommenen Interesse der Käufer an Elektromobilität profitiert auch Hyundai. "Allein beim Kona Elektro haben wir im Juni 1200 Aufträge bekommen", so Keller. Dies soll in den nächsten Monaten so weiter gehen.

Bereits zum Jahresbeginn hat Hyundai 2020 zum "Jahr der Elektromobilität" ausgerufen. Das dürfte sich nun auszahlen. Mit dem 6000 Euro aufgestockten staatlichen Anteil am Umweltbonus richten nun mehr Verbraucher den Fokus auf alternative Antriebe.

"Den staatlichen Zuschuss zum Umweltbonus stocken wir auf 11.000 Euro auf. Privatkunden, die den Kona Elektro leasen wollen, zahlen ab 99 Euro im Monat", betonte Keller. Und ergänzte: "Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr eine fünfstellige Zahl verkaufen."

Anfang März hat Hyundai seine Produktion im tschechischen Nosovice begonnen, seither gehören lange Lieferzeiten bei Elektroautos der Vergangenheit an. Kämpfte der Importeur 2019 noch mit Lieferfristen von zwölf Monaten, so "wartet der Kunde beim Kona Elektro je nach Ausstattung nur noch bis zu sechs Wochen", sagte Keller. Zudem seien viele Modelle direkt im Handel verfügbar.

Durch den Corona-Einbruch am Gesamtabsatz gewinnen die alternativen Antriebe am Hyundai-Absatz deutlich an Bedeutung. Über das Gesamtjahr hinweg rechnet Keller damit, dass sie einen "deutlich zweistelligen Anteil" am Hyundai-Absatz ausmachen. "Unser erklärtes Ziel ist es, die CO2-Vorgaben zu packen und keine Strafen zu zahlen."

Doch nicht nur bei Elektrofahrzeugen spürt Hyundai ein verstärktes Interesse, auch Autos mit Verbrennungsmotor fragen die Kunden wieder stärker nach. "Über unser gesamtes Angebot hinweg haben wir die Auftragseingänge deutlich gesteigert. Sie liegen im Juni um 29 Prozent über den Auftragseingängen im vergleichbaren Vorjahresmonat."

Damit beginnt für die Marke die Aufholjagd nach den verlorenen Corona-Wochen. Allein im Juni erlebte die Marke einen Einbruch bei den Neuzulassungen von mehr als 42 Prozent und liegt damit deutlich unter dem Branchenschnitt von minus 32 Prozent. Mit gut 38.100 Pkw-Neuzulassungen summierte sich bei Hyundai das Minus auf 38,6 Prozent (Branchenschnitt: 34,5 Prozent).

"Wir hatten im vergangenen Jahr ein absolutes Rekordjahr", betonte Keller. "Daran wollen wir anknüpfen. Ich kann mir vorstellen, dass das zweite Halbjahr 2020 dem vergleichbaren Vorjahreshalbjahr entspricht."

Ein Grund für die hohen Neuzulassungsrückgänge sind die reduzierten Tageszulassungen in den vergangenen Monaten. "Wir haben den Händlern den Zieldruck genommen, sie konnten die Bestände auf ihren Höfen deutlich zurückfahren und sich Liquidität sichern", betonte Keller. Im Umkehrschluss habe Hyundai seinen Privatkundenanteil in den ersten sechs Monaten um mehr als zehn Prozent auf 47 Prozent gesteigert.

Dennoch gehört Hyundai zu den Marken, die den Absatzkanal in den ersten fünf Monaten 2020 am stärksten bedienen. Mit einem Eigenzulassungsanteil von 39,3 Prozent bis Ende Mai (rund 12.500 Einheiten) hat nur noch Suzuki mit einem Anteil von 41,9 Prozent mehr.

Ob Hyundai die Corona-bedingte Abkehr von den Eigenzulassungen auch über die Virus-Krise hinaus beibehält, wollte Keller nicht sagen. "Aber warum sollten wir Dinge wieder ändern, die uns Spaß machen?"

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Aus dem Datencenter:

Marktanteile der Top 15 Marken in Deutschland – Juni 2020 und Januar bis Juni 2020