Deutsche Politiker jeglicher Couleur, die EU-Kommission, die Betriebsräte der großen Autohersteller, Gewerkschaften, der Maschinenbauverband – sie alle fordern seit Jahren den Aufbau einer Batteriezellfertigung in Europa. Insofern wäre Bosch der Beifall von vielen Seiten sicher gewesen, hätte das Unternehmen die Milliardeninvestition in eine oder mehrere Gigafactories gewagt. Schließlich geht es um eine wichtige Komponente für die Leistungsfähigkeit eines Elektroautos, bei der bisher wenige asiatische Hersteller den Weltmarkt beherrschen. Ein Gegengewicht aus Deutschland wäre höchst willkommen gewesen, dazu noch mit dem klingenden Namen eines schwäbischen Technologie- und Traditionskonzerns.
Der Druck war also groß. Umso mutiger ist nun die Entscheidung, die Bosch-Chef Volkmar Denner und Mobility-Geschäftsführer Rolf Bulander getroffen haben. Nach langer und sorgsamer Abwägung haben sie die Reißleine gezogen und wollen sich nun aus der Zellforschung komplett verabschieden. Ein ebenso konsequenter wie richtiger Schritt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre Bosch als Newcomer angesichts der langjährigen Erfahrung von Unternehmen wie Samsung oder Panasonic, der rasanten technologischen Entwicklung bei der Zelle und der Unsicherheit auf den Rohstoffmärkten hier unter die Räder gekommen. Zu frisch ist offenbar auch noch die Erinnerung an das Debakel bei der Solarenergie, als Milliarden investiert und dann abgeschrieben werden mussten, weil asiatische Anbieter die Technologie schnell kopiert und billiger auf den Markt geworfen hatten.