Manchmal startet die Karriere auch im fortgeschrittenem Alter nochmals richtig durch. Bestes Beispiel dafür ist Sabine Kohleisen (57), die zum Ende des Jahres im Daimler-Konzern nach der Abspaltung der Truck-Sparte die alleinige Personalverantwortung für Holding und Mercedes-Benz AG übernehmen wird. Sie folgt auf Wilfried Porth, der den Konzern auf eigenen Wunsch verlassen wird. "Sabine Kohleisen ist eine äußerst kompetente Führungskraft mit umfassender Konzernerfahrung", sagt Daimler-Aufsichtsratschef Bernd Pischetsrieder. "Dem Personalressort kommt gerade jetzt, in der Transformation der gesamten Automobilindustrie, eine besondere Rolle zu."
Zeit zur Einarbeitung hatte Sabine Kohleisen bereits. Seit 2019 gehört sie dem Vorstand der bald eigenständigen Mercedes-Benz AG an und ist für 170.000 Mitarbeiter weltweit zuständig. Sie wuchs in Frankenthal/Pfalz auf und schloss ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg mit dem Examen als Diplom-Kauffrau 1989 ab. 1990 kam sie zu Mercedes, wo sie als Autoverkäuferin in einer Niederlassung begann und danach viele verschiedene Aufgaben übernommen hat. Nach Stationen in der Marketing Academy war sie unter anderem am Aufbau der Daimler Chrysler Corporate University beteiligt und für die strategische Volumen- und Preisplanung zuständig.
Weitere Aufgaben folgten, bevor sie 2010 das weltweite Personalmanagement für Top-Führungskräfte des Vertriebs übernahm. Von 2014 bis 2018 leitete Kohleisen das Aufsichtsrats- und Vorstandsbüro der Daimler AG, ist in der Führungsebene also bestens bekannt und vernetzt. Ihre größte Herausforderung ist es nun, die Mercedes-Mitarbeiter durch die Transformation zu begleiten. In einem kurzen Interview anlässlich unseres Spezials zu den Top-50-Frauen der Autobranche stand sie der Automobilwoche Rede und Antwort:
Wie würden Sie Führung definieren?
Ich bin überzeugt, dass man im Team mehr erreichen kann. Mein Verständnis von Führung ist, dass ich Verantwortung übernehme und Rahmenbedingungen wie ein vertrauensvolles Umfeld schaffe, um Themen vorausschauend gemeinsam anzugehen. Wir müssen neugierig bleiben, Dinge hinterfragen und bereit sein, vorgegebene Pfade zu verlassen, um neue Wege zu finden. Im Team können wir viel gestalten.
Welche Qualifikationen sind bei Mitarbeitern angesichts der Transformation besonders gefragt?
Die Transformation ist unsere große Herausforderung aber gleichzeitig auch unsere größte Chance. Lebenslanges Lernen wird dabei immer wichtiger. Als Unternehmen müssen wir die richtigen und zukunftsweisenden Rahmenbedingungen setzen, mit bedarfsgerechten Weiterbildungen für topqualifizierte Kolleginnen und Kollegen. Gleichzeitig muss aber auch jeder einzelne Eigenverantwortung übernehmen, Flexibilität, Veränderungsbereitschaft und Motivation mitbringen, um diesen Weg erfolgreich zu gehen.
Was war ihr Antrieb und was waren die Gründe für ihren persönlichen Erfolg?
Ich mag das, was ich tue. Mein ganzes Berufsleben habe ich meine Aufgaben mit großem Engagement und Leidenschaft übernommen und in unserem Unternehmen tolle Chancen bekommen. Wichtig dabei ist, dass man sich selbst hinterfragen kann und ermutigt wird, neue Ideen einzubringen und umzusetzen. Offenheit, Neugierde und Verantwortung sind für mich die Schlagworte, die meine Karriere bisher geprägt haben.
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