Im letzten Sommer war es noch nicht viel mehr als eine Fingerübung. Doch nachdem Mini mit dem Einzelstück eines elektrischen Cabrios die Sehnsucht der klimabewegten Sonnenanbeter geweckt hat, haben sich die Briten jetzt zu einer Serienfertigung durchgerungen. Na ja zumindest ein bisschen. Denn mehr als 999 Exemplare des elektrischen Solariums wird es nicht geben und die Lust auf Licht und Luft muss schon verdammt groß sein – schließlich verlangen die BMW-Tochter dafür stolze 60.000 Euro – fast doppelt so viel wie für das konventionelle Cabrio und immerhin gute 20 000 Euro mehr als für den Cooper SE mit geschlossenem Dach.
Doch hat der Mini dafür ja auch was zu bieten. Zum einen ist der offene – nun ja - Viersitzer das einzige echte elektrische Open-Air-Modell dieses Sommers, weil Fiat 500 und Smart EQ streng genommen nur ein Faltdach haben und Modelle wie das GranCabrio von Maserati, der neue Roadster von Tesla oder der Sechser von Polestar erstens mindestens doppelt so teuer werden und zweitens frühestens im neuen Jahr kommen.
Begrenzt verfügbar
Vom ersten elektrisch angetriebenen Mini-Cabrio wird es nur eine limitierte Serie geben. Zwar ist ein Nachfolger geplant, doch dieser wird auf ein Extra verzichten müssen.

Marktstart für den offenen Stromer ist im April 2023.
Und zum anderen ändert sich schnell der Erlebnishorizont der Insassen, wenn der sonst allen sonnigen Sünden so eisern verschlossene Mini Cooper SE binnen 18 Sekunden auf Knopfdruck alle Hüllen fallen lässt und sich in voller Offenheit präsentiert. In der Stadt bekommt man viel mehr mit vom Treiben auf den Boulevards, hört das Lachen der Gäste in den Straßencafés und das Klappern des Geschirrs und fühlt sich mittendrin statt nur dabei. Und draußen auf dem Land wähnt man sich plötzlich eins mit der Natur, ist kein Fremdkörper mehr, sondern Teil des Ganzen und hört je nach Tempo das Rauschen des Windes in den Blättern genauso klar wie das Zwitschern der Vögel in den Bäumen. Und auch eine frisch gemähte Wiese oder ein feuchter Morgen im Wald riecht plötzlich viel intensiver, wenn das Gewissen so rein ist wie die Luft hinter dem Auto. Es ist, als würde man mit dem Fahrrad durch die Landschaft gondeln. Nur dass es im Mini sehr viel flotter geht und nicht so anstrengend ist.
Wobei "flott" in diesem Fall eine Frage der Interpretation ist. Denn so sehr Mini das GoKart-Feeling predigt, so handlich der Dreitürer ist und so flott er mit den sofort einsetzenden 270 Nm des E-Motors von der Ampel in der City weg- oder aus den Serpentinen in den Bergen vor der Stadt herausbeschleunigt, so wenig imposant sind die restlichen Daten im Fahrzeugschein: 184 PS gehen noch in Ordnung, aber schon die 7,7 Sekunden von 0 auf 100 sind eher bescheiden, mit 150 km/h Spitze sind auch kein Stich zu machen, wobei dann wenigstens die Frisur in Form bleibt, und selbst wer seinen Mini nur für die Sonnenstunden des Lebens abstöpselt, kommt mit rund 33 kWh Akkukapazität und 230 Kilometern Reichweite kaum über die Runden.

Mit seiner Akkukapazität von 33 kWh kommt das Cabrio bis zu 230 Kilometer weit.
Aber das wird sich bald ändern. Denn die 999 Exemplare des automobilen Solariums sind das Vorspiel, sagt Markenchefin Wurst und kündigt für die neue Generation des Mini E ebenfalls eine offene Variante an. Zwar kommt die frühestens 2025, doch dann mit neuer Plattform, neuem Antrieb, größerem Akku und besseren Fahrleistungen.
Dann mag die luftige Landpartie vielleicht noch mehr Spaß machen. Aber mehr Stil hat sie ganz sicher nicht. Denn auch wenn Mini bei der Kleinserie nur Details am Design modifiziert hat, bietet sie ein Extra, das künftige Mini-Fahrer missen werden: Weil sich die Briten mehr denn je zur Nachhaltigkeit bekennen, bauen dies Cabrio als letztes mit Lederpolstern – und zwingen künftige Sonnenanbeter auf Kunstfasern.
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