Mercedes wohl nur Gast auf dem Premium-Thron

Daimler wird mit seiner Kernmarke Mercedes auch in diesem Jahr an der Spitze der Premiumhersteller bleiben. Dies ist die einhellige Meinung von führenden Autoexperten und Analysten, die für die Automobilwoche exklusiv ihre Prognosen erstellt haben. Erwartet wird ein Absatz von bis zu 2,25 Millionen Fahrzeugen für die Marke mit dem Stern. Dicht dahinter folgt BMW mit bis zu 2,12 Millionen Einheiten. Audi kommt demnach auf maximal 2,0 Millionen Verkäufe. Die Wachstumsspanne für Mercedes reicht dabei von 1,9 bis 8 Prozent.

"Die Modellpalette ist immer noch sehr attraktiv, dazu kommt die neue E-Klasse im weltweit ersten vollen Jahr sowie die starke Nachfrage nach SUV", sagt etwa Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg-Essen geht ebenfalls von weiterem Schwung für Mercedes durch die Produktoffensive bei den SUV aus. Frank Biller von der LBBW sieht dagegen die beiden Konkurrenten stärker. "Audi dürfte 2017 vom neuen A4 profitieren, BMW vom neuen Fünfer. Damit rechnen wir bei diesen Herstellern mit einem höheren Wachstum als bei Mercedes-Benz, die in 2016 stark von neuen Modellen profitierten."

Noch offen ist das Rennen aber in den Jahren nach 2017. "BMW kann 2018/19 wieder an Mercedes-Benz vorbeiziehen", sagt Frank Schwope von der NordLB. Auch die anderen Experten sehen ein Erstarken der Wettbewerber aus München und Ingolstadt. "Die deutschen Premiumhersteller dürften 2018 auf Augenhöhe liegen", sagt Frank Biller. So sinkt zum Beispiel nach Berechnungen der LBBW das Durchschnittsalter der Modelle von BMW und Audi dank vieler Neuanläufe während des Jahres 2017 auf unter drei Jahre, während die Modellpalette von Mercedes auf über vier Jahre kommt. Dann könnte den Experten zufolge die Rabattpolitik darüber entscheiden, wer am Ende beim Absatz die Nase vorn hat. "Im Moment ist dies Mercedes-Benz, doch diese Position ist nicht fest gebucht", so Biller.

Letztlich profitieren alle drei Hersteller vom spannenden Kampf um die Premium-Krone. So geht Ferdinand Dudenhöffer davon aus, dass Mercedes, BMW und Audi 2017 ihre Verkäufe zusammen um 5,2 Prozent auf 6,267 Millionen steigern können. Der gesamte Weltmarkt wird demnach nur um drei Prozent auf 86,4 Millionen Einheiten wachsen. Damit können die drei Premiumhersteller ihren Marktanteil weiter ausbauen – er steigt von 7,3 im Jahr 2016 auf 7,4 Prozent.

Im vergangenen Jahr war Mercedes beim Absatz erstmals seit über zehn Jahren wieder an BMW vorbeigezogen. Die Stuttgarter setzten weltweit 2.083.900 Pkw ab, während es bei BMW 2.003.400 und bei Audi 1.871.350 waren. Auf der Motorshow in Detroit bezeichnete sich BMW dennoch als größter Premiumhersteller. Diese Rechnung geht auf, wenn man die Marke Mini zur Kernmarke addiert. Dann führt die BMW Group mit 2.367.603 Einheiten. Daimler-Chef Dieter Zetsche allerdings wollte das nicht so stehen lassen und konterte vor Journalisten schmunzelnd. "Dann rechnen wir demnächst noch die Lkw mit rein."

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