Seit gut zwei Jahren werden die Lieferketten der Automobilbranche auf eine harte Probe gestellt. Die Corona-Pandemie mit wiederkehrenden Lockdowns in Europa und China, der daraus folgende Halbleitermangel, Transportprobleme sowie der Ukraine-Krieg mit Engpässen bei Kabelbäumen haben bei vielen Autoherstellern die Produktion ausgebremst. Millionen von Autos weltweit konnten nicht gebaut werden. Dennoch halten viele Autobauer bis heute an der globalen Arbeitsteilung in der Wertschöpfung fest. Als einer der ersten vollzieht Mercedes nun eine Kehrwende der bisherigen Vergabepolitik, die sich meist am günstigsten Preis orientierte.
"Wir brauchen deutlich resilientere Lieferketten und gestalten diese um", kündigte Entwicklungs- und Einkaufschef Markus Schäfer am Rande der Rekordfahrt des Technologieträgers EQXX vor Journalisten an: "Auch die Transportwege zu den Werken werden sich verkürzen." Neue Maßgabe bei Aufträgen für Zulieferer sei eine regionale Zuordnung. "Wir werden eine asiatische, eine europäische und ein nordamerikanische Lieferkette haben. Die neuen Vergaben gehen klar in diese Richtung", so Schäfer weiter. Das sogenannte Sourcing werde sich wegen der Fülle an Restriktionen verändern, die mittlerweile global vorhanden seien. Dazu zählten auch protektionistische Maßnahmen oder die Verteuerung von Frachten.