Es sind nur ein paar dürre Zeilen, die der Daimler-Konzern zum plötzlichen Abgang des Chefs von Mercedes USA offiziell verlauten lässt. "Nick Speeks, Präsident und CEO von Mercedes Benz USA und Kanada, hat sich aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung beurlauben lassen", sagt ein Sprecher der Automobilwoche auf Anfrage. Für eine Übergangszeit übernehme der bisherige Marketing-Chef Drew Slaven den Posten, bis eine dauerhafte Lösung gefunden sei, heißt es weiter. Eine Rückkehr ist offenbar nicht vorgesehen. Zu den Hintergründen des plötzlichen Abgangs schweigt das Unternehmen.
Dabei handelt es sich bei Nicholas Speeks (60) um einen der schillerndsten und profiliertesten Manager im Daimler-Konzern unterhalb der Vorstandsebene. Erst im September hatte Speeks, der zuvor viele Jahre lang als Vertriebschef in China quasi die Speerspitze von China-Vorstand Hubertus Troska war, die Leitung des USA-Geschäfts übernommen.In den wenigen Monaten seiner Amtszeit hatte Speeks mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu kämpfen, die auch den amerikanischen Markt hart getroffen hat. So brach der Absatz von Mercedes in den USA und Kanada im ersten Halbjahr um 16 Prozent auf 146.538 Einheiten ein. Dies ist jedoch deutlich weniger als etwa in Europa, wo die Absatzzahlen um knapp ein Drittel zurückgingen.
Außerdem fiel in seine Amtszeit der Vergleich im Dieselskandal, mit dem Daimler zumindest einen Teil der Rechtsstreitigkeiten in den USA hinter sich gebracht hat. Daimler hatte sich mit Behörden und klagenden Kunden auf die Zahlung von rund 1,9 Milliarden Euro geeinigt. Dabei geht es um 250.000 Diesel-Pkw und -Transporter. Sie sollen mit einer nicht genehmigten Software ausgestattet gewesen sein und im Realbetrieb deutlich mehr Abgase ausgestoßen haben als auf dem Prüfstand.