Diese E-Komponenten soll Mercedes selbst machen

Seit 118 Jahren wird im Mercedes-Werk in Stuttgart-Untertürkheim produziert. Es ist neben Berlin-Marienfelde das älteste Werk des Autobauers – und gleichzeitig das von der Transformation am stärksten betroffene. Denn hier werden heute vor allem Motoren und Getriebe montiert, die in einer Welt ohne Verbrenner nicht mehr gebraucht werden.

Zwar hat der Wandel längst begonnen und die rund 19.000 Mitarbeiter montieren neben Diesel und Benziner heute auch beispielsweise Batterien. Doch weil das Unternehmen sein Portfolio bis 2030 weitgehen auf Elektromodelle umgestellt haben will, beschleunigt sich die Transformation. Daher fordert der Betriebsrat seit Jahren, weitere Komponenten nach Untertürkheim zu holen.
 

Am morgigen Dienstag will das Unternehmen zusammen mit dem Betriebsrat verkünden, welche dies sein werden. Ginge es allein nach dem Betriebsrat, dann wäre die Entscheidung eindeutig. In einer Mitarbeiterzeitschrift hat die Arbeitnehmervertretung jüngst ihre Forderungen aufgelistet, um das Werk mit neuen Komponenten fit für die Zukunft zu machen und die Beschäftigung in den nächsten Jahren sichern zu können.

Für die neue Kompaktwagengeneration ab 2024 soll das Werk Untertürkheim den elektrischen Antriebsstrang (eATS) erstmals selbst machen und nicht wie bisher zuliefern lassen. Bereits vereinbart ist, dass die ursprünglich ausgehandelten 250.000 Einheiten des Großsserienmoduls eATS 2.0 verdoppelt wird. Der Betriebsrat will nun ein zusätzliches Modul 4.0 an Land ziehen, um weitere Beschäftigung in den kommenden Jahren zu sichern. Die Stückzahl könnte so auf eine Million steigen.

Noch wichtiger dürfte aber die Entwicklung und Produktion der geplanten Electric Drive Unit 3.0 sein, die ab 2028 in Serie gehen soll. Dabei handelt es sich um eine neue Antriebseinheit mit geringerem Bauraum, mit weniger Gewicht und höherer Leistung. Diese muss nach dem Willen des Unternehmens so entwickelt werden, dass ein Großteil der Anlagen weiter genutzt werden könne. Dies sei Grundlage für die Zusage, da das Unternehmen auf diese Weise viel Geld sparen kann.

Die Arbeitnehmer hoffen auch auf den Zuschlag für die Entwicklung eines neuen Elektromotors, der für die rein elektrischen Architekturen gedacht ist und ebenfalls ab 2028 in Serie gehen soll.  "Für diesen Elektromotor wir schon lange den Hut in den Ring geworfen, denn er gehört schlicht und einfach nach Untertürkheim", sagt der örtliche Betriebsratschef Michael Häberle, der auch im Aufsichtsrat vertreten ist.

Für die Oberklasse-Fahrzeuge der MB.EA-Architektur soll es ab 2028 zudem eine neue E-Achse geben. Auch diese hätte der Betriebsrat gerne in Untertürkheim selbst entwickelt und anschließend auch in Serie gefertigt. "Als Kompetenzwerk für Achsen ist es nur logisch, dass die E-Achse zu uns nach Untertürkheim kommen muss", so Häberle.

Mit neuen Produkten soll auch die Zukunft der Gießerei gesichert werden, die in der Vergangenheit bereits mehrfach zur Disposition stand. der Betriebsrat hofft hier auf die Zusage zu bionischen, also von der Natur inspirierte Fahrzeugstrukturteile, die bereits im Technologieträger EQXX verbaut sind. Allerdings sei nicht vor 2023 klar, in welchem Umfang diese Teile überhaupt in den kommenden Fahrzeugen eingesetzt werden sollen.

Für neue, zukunftsfähige Komponenten wurden in der Vergangenheit meist im Gegenzug Produkte ausgelagert, um die Kosten für das Unternehmen zu begrenzen und Platz auf dem begrenzten Werksgelände zu schaffen. Weil die Auslastung derzeit aber sinkt, drängt der Betriebsrat darauf, ausgelagerte Teile wieder selbst zu machen. "Jetzt steht die Chance im Raum, Zylinderkopf-, Kurbelwellen- und Kurbelgehäuseumfänge für den OM654 (ein Dieselmotor, Anm. der Redaktion) wieder zurückzuholen!", fordert Häberle. Damit werde vielen qualifizierten Kolleginnen und Kollegen eine neue Perspektiven gegeben.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den Mercedes GLC Baujahr 2022