Sie haben noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen und bis heute keinen Pullover getragen, doch an ihren Rechnern simulieren sie für sämtliche Daimler-Modelle vom Smart bis zum Actros die Enteisung der Frontscheiben. Und das bei Außentemperaturen von mehr als 40 Grad. Denn 20 Jahre nach seiner Gründung ist das Mercedes-Benz Research and Development Center (MBRDI) im indischen Bangalore zu einem zentralen Knotenpunkt für die Entwicklungsarbeit des Konzerns geworden, sagt Statthalter Manu Saale, dessen Heerscharen von Computer-Experten für den pünktlichen Anlauf einer neuen E-Klasse mittlerweile genauso entscheidend sind wie die Ingenieure in Sindelfingen und die Mannschaft am Band.
In der sprichwörtlichen Garage gegründet, um aktuellen Trends am Hotspot der indischen IT-Welt nachzuspüren, hat sich Bangalore rasend schnell zu einem bedeutenden Satelliten der Entwicklungszentrale in Sindelfingen gewandelt. Dabei hat Daimler in den Indern anfangs vor allem schnelle und billige Programmierer gesehen, die mit Hilfe des Zeitunterschieds über Nacht Routineaufgaben erledigen und Software schreiben sollten, damit die Kollegen in Deutschland oder den USA tags drauf mit der inhaltlichen Arbeit weitermachen konnten, räumtThomas Weber ein, der bis Ende Dezember 2016 Forschungschef von Daimler war.