So sieht der Innenraum der Zukunft aus

Während der Motor als Unterscheidungsmerkmal eines Fahrzeugs in der Verbrennerwelt große Bedeutung hatte, wird in Zeiten von Elektroantrieb und automatisiertem Fahren der Innenraum zunehmend wichtiger. Der Zulieferer Marquardt, der sich unter anderem auf Displays und Zugangssysteme spezialisiert hat, versteht darunter ein mobiles Wohnzimmer, das mit dem Fahrer und der Umwelt agiert.

In einem einem Technologieträger zeigt das Unternehmen Innovationen, die in einigen Jahren in Serie gehen könnten. Dabei löst sich unter anderem das Bedienelement Bildschirm als Hologramm förmlich in Luft aus. Wir zeigen die Highlights.

Designer lieben glatte Oberflächen. Was dabei stört, sind Türgriffe, auch wenn die zunehmend eingelassen sind und nur noch beim Öffnen oder Schließen aus der Versenkung kommen. Marquardt hat eine intelligente Tür entwickelt. Sie basiert auf dem bereits auf dem Markt befindlichen PnD3-System und weiß dank Kameras und Sensoren weiß, was der Fahrer im Sinn hat. Wenn der Fahrer die Hand ausstreckt, erkennt er diesen und öffnet die Tür automatisch.

Helle Matrix-LEDs leuchten den Boden aus, warnen aber auch, wenn sich ein Fahrradfahrer nähert. "Auf diese Weise kommuniziert das Fahrzeug mit der Umgebung", sagt Felix Hake, Teamleiter Innovation bei Marquardt. Alles funktioniert über das Smartphone, weshalb ein Türgriff nicht mehr notwendig ist. Damit könnten Komponenten eingespart und die Aerodynamik verbessert werden. Ist der Akku des Handys leer, kann der Zugriff über NFC-Technik trotzdem gewährleistet werden.

Ambientelicht mit wechselnden Farben gehört heute vor allem in der Premiumklasse schon zum Standard. Doch in Zukunft können praktisch alle Flächen mit Stoff zum Leuchten gebracht werden. Dies geschieht mittels extrem dünner Folien mit LEDs, die beispielsweise hinter Kunstleder appliziert werden können.

Auf ähnliche Weise lässt sich beispielsweise auch eine Türoberfläche beheizen. "Damit muss ich beispielsweise kein Gebläse mit Energie versorgen, was der Reichweite zugutekommt", sagt Hake. Die Oberflächen können außerdem extrem flache Schalter für die Sitze oder Fenster aufnehmen.

Um das Bedienfeld im Lenkrad aufzuwerten, hat Marquardt kleine Displays in Glassteine integriert, deren Menüs sich über eine Walze bedienen lassen. Dies wirkt wie ein kleines Head-up-Display mit räumlichem Effekt. "Bei Kunden, denen das vorgeführt wird, stellt sich jedes Mal der gewünschte Wow-Effekt ein", sagt Hake.

Die Walzen werden dabei als haptisches Element bewusst im Kontrast zu den futuristischen Displays eingesetzt. Auf dem Lenkrad selbst kann wie in der Türoberfläche beispielsweise das Logo des Hersteller beleuchtet werden.

Befindet sich das Fahrzeug im autonomen Modus, wird dies über ein grünes Lichtband angezeigt. Jetzt rückt der Fahrersitz automatisch in eine bequeme Position, das bewegliche Bedienelement in der Mittelkonsole zieht nach, damit es erreichbar bleibt. Das Display über dem Armaturenbrett wird nach oben gefahren und vergrößert sich dadurch zur Kinoleinwand.

Fahrer und Passagiere können auf diese Weise einen Film schauen oder aber an einer Videokonferenz teilnehmen. Alle Funktionen und Unterhaltungselemente sind über einen Drehsteller in der Mittelkonsole abrufbar. Für die Marquardt-Experten steht außer Frage, dass die Haptik der Bedienelemente auch in Zukunft noch eine große Rolle spielen wird.

Das Highlight des Technologieträgers liegt neben der hinter einer Klappe verborgenen Ladeeinheit des Fahrzeugs. Mikro-LEDs um die Ladebuchse herum geben mit unterschiedlichen Farben Auskunft über den Ladezustand der Batterie. Daneben befindet sich ein Display, mit dem weitere Funktionen angesteuert werden können. Wer auf die Tasten drücken will, greift in die Luft. Trotzdem wird die Funktion ausgelöst.

Der Trick dabei: Das Display wird von einer Glasscheibe gespiegelt und dadurch im Raum schwebend dargestellt, ähnlich wie ein Hologramm. "Das hat den Vorteil, dass es absolut hygienisch ist", sagt Hake. Er kann sich daher auch einen Einsatz in anderen Bereichen vorstellen, wo viele Menschen eine Bedienoberfläche benutzen, wie beispielsweise am Bankautomaten.

Die Entwicklungen, die Marquardt derzeit mit dem DemoCar 2.0 auf Messen und direkt bei Herstellern zeigt, stoßen laut Hake auf großes Interesse. So stehe man bereits vor einigen Entwicklungskooperationen für die Serie. Erste Anwendungen könnten in fünf bis sechs Jahren in den Fahrzeugen zu sehen sein.

"Wir entwickeln hier nichts, was nicht auch serientauglich ist", ergänzt Markus Kramer, Chef der Innovationsabteilung. Nur beim berührungslosen Display sind die Experten etwas zurückhaltend. "Da muss der Preis noch deutlich sinken, sonst wird es vermutlich schwer."

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