Didier Leroy ist der einzige Europäer im sechsköpfigen Vorstand von Toyota. Früher hat er für Renault gearbeitet, heute ist er die rechte Hand von Toyota-Präsident Akio Toyoda.
Herr Leroy, Toyota hat auf der Messe in Genf angekündigt, ab2019 im Pkw-Segment auf denDieselantrieb zu verzichten. Manche Beobachter sehen darin einen PR-Coup.
Die Entscheidung, bei Pkw auf den Diesel zu verzichten, ist absolut kein PR-Coup. Wir haben schon 2011 entschieden, neue Dieselmotoren von unserem Partner BMW zu beziehen. Uns war damals schon klar, dass der Diesel deutlich zurückgehen wird und dass alternative Antriebe die Zukunft sein werden. 2014 haben wir dann entschieden, das kommende Crossover C-HR ohne Diesel anzubieten. Niemand kann ernsthaft behaupten, wir würden den VW-Skandal benutzen, um unsere Antriebstechnologie voranzutreiben.
Aber verzichten Sie mit dem Nein zum Diesel nicht ohne Not auf Kunden und Marktanteile?
Wir verkaufen inzwischen 78 Prozent aller C-HR in Europa mit einem hybriden Antrieb. Die Nachfrage nach Dieselmotoren im Pkw-Bereich ist europaweit sehr stark rückläufig. Deshalb bin ich sicher, dass wir weder Kunden verlieren noch Marktanteile. Ganz im Gegenteil erobern wir mit unserem Hybridangebot viele neue Kunden.
Geben Sie beim autonomen Fahren schon genug Gas oder haben Sie in dieser Zukunftstechnologie Nachholbedarf?
Es ist in der Tat sehr anspruchsvoll, bei diesem Thema mit Wettbewerbern wie etwa Waymo auf Augenhöhe zu bleiben. Aber wenn Sie uns mit anderen Autoherstellern vergleichen, dann sind wir ganz vorn dabei in der Entwicklung.
Wird Toyota in diese Themen verstärkt investieren?
Absolut. Denn zurzeit erleben wir einen technologischen Wandel in der Autobranche, wie er wohl nur alle 100 Jahre geschieht. Wir werden in diesem Jahr ein drittes Forschungszentrum für Konnektivität und autonomes Fahren gründen, und zwar in London. Wir haben 2015 das Toyota Research Institute im Silicon Valley gegründet und bauen derzeit in Tokio die Kapazitäten für die Entwicklung marktfähiger Software für autonomes Fahren aus. Im Bereich Konnektivität haben wir Toyota Connected 2016 in Dallas und in Nagoya gegründet, je mit einer Fünf-Prozent-Beteiligung von Microsoft. Dies werden wir mit dem neuen Zentrum in London ergänzen.
Ein großer Rivale für Toyota ist der VW-Konzern. Auf dem riesigen Markt China ist Ihnen VW enteilt. Der Konzern legte dort 2017 auf 4,18 Millionen Einheiten zu, Toyota schaffte 1,3 Millionen Einheiten. Verliert Toyota in China den Anschluss?
Sie haben recht, verglichen mit VW sind wir in China noch ziemlich klein. Wir jagen aber VW nicht hinterher, das ist nicht unsere Strategie. Zurzeit verkaufen wir in China noch keine Elektroautos, aber das wird sich schon bald ändern. Das erste rein batterieelektrische Fahrzeug von Toyota wird in China auf den Markt kommen.
Welches Szenario erwarten Sie beim elektrischen Fahren in Europa? In Europa wird das rein batterieelektrische Fahrzeug die Priorität Nummer eins sein, insbesondere in den Städten. An zweiter Stelle wird der Wasserstoffantrieb stehen, vor allem bei den Langstreckenverbindungen und bei Transportfahrzeugen.Lesen Sie auch folgende Exklusivmeldung:
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