Lange Leitung

Die "Pause", die sich der Münchener Autobauer BMW in Sachen Elektromobilität gönnte, ist arg lang. Zumal die Konkurrenz bereits auf der Überholspur fahren wird, wenn 2020, mehr als sechs Jahre nach dem i3, die Bayern ihr zweites, rein elektrisches Modell auf die Straße schicken, den iX3. Dann gehören der Jaguar I-Pace, der Mercedes EQC und der Audi e-tron längst zum Alltag.

Der iX3, dessen Studie BMW derzeit auf der "Auto China" in Peking präsentiert, wird das erste batterieelektrische SUV der Marke. Im Design gleicht es weitestgehend seinem konventionellen Bruder. Lediglich ein paar blaue Dekor-Elemente, wie sie typisch für die i-Modelle sind, sowie die geschlossene Nieren, die im Look jedoch mehr einer großen Sonnenbrille gleichen, unterscheiden den Stromer vom normalen X3.

Umso mehr passierte unter dem Blech. Der iX3 ist der erste BMW, der eine komplett neu entwickelte eDrive-Architektur erhielt, die so gut wie nichts mehr mit dem i3 zu tun hat. Sie soll zukünftig auf nahezu alle Modelle der BMW Group ausgeweitet werden, egal ob Front-, Hinterrad- oder Allradantrieb. Die Antriebseinheit, von BMW schlicht "5. Generation" genannt, wird durchaus ihrem Namen gerecht. Denn E-Motor, Getriebe und Leistungselektronik wurden zu einer kompakten Komponente zusammengesetzt. "Dieses neue Technologiepaket bietet maßgebliche Fortschritte in den Bereichen Leistungscharakteristik, Gewicht, Raumbedarf und Flexibilität", sagt BMW Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Es wird unter anderem auch den Antriebsstrang des iNext bilden, den BMW für 2021 angekündigt hat.

Stolz sind die Bayern auf ihre Inhouse-Entwicklung des Elektromotors. Er kommt ohne Seltenen Erden aus. BMW will sich damit unabhängig von deren Verfügbarkeit machen. Im Concept iX3 leistet er 200 kW (272 PS). Es ist davon auszugehen, dass auch das Serienmodell diese Leistung erhalten wird. Reichlich Erfahrung bringen die Ingenieure beim Thema Batterie mit. "Wir haben die Leistungsdichte, Ladefähigkeit und Lebensdauer weiter erhöht" sagt Peter Lamp, Leiter Zelltechnologie. Die als Unterflur-Akkus verwendeten Energiespeicher mit Hochformatzellen haben eine Kapazität von 70 kWh. Sie soll ausreichend für 400 Kilometer Fahrstrecke sein, gemessen nach dem neuen WLTP-Zyklus. Ebenso kundenfreundlich dürfte das Ladeverhalten sein. Integriert ist eine neue Charging Control Unit, die es an Schnellladestationen ermöglicht, bis zu 150 kW Gleichstrom in die Zellen zu drücken. Eine Komplettladung dauert so lange wie eine entspannte Kaffeepause, nicht einmal 30 Minuten.

Fertigen will BMW den Serien iX3 ausschließlich in China. Er wird in Shenyang gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner Brilliance Automotive produziert. "China ist für uns der wichtigste Markt für Elektromobilität", sagt Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich, "in den USA liegt der Fokus auf Kalifornien und der Ostküste."

BMW, das sich selbst die "höchste Kernkompetenz beim Elektroantrieb" zumisst, will dieses Jahr rund 140.000 E-Autos und Plug-in-Hybride absetzen. 2021 soll die Reichweite für reine BEV (Battery Electric Vehicles) auf 700 Kilometer ansteigen (WLTP-Zyklus). Für Plug-in-Hybride sind 100 Kilometer das Ziel. "Wir sehen bei Lithium-Ionen-Zellen noch eine Verdoppelung der Energiedichte und eine Kostenreduzierung von 30 Prozent", sagt Batterie-Profi Lamp. 2025 plant BMW, 25 elektrifizierte Modelle im Portfolio zu haben, knapp die Hälfte werden reine Elektroautos ausmachen.

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