Good News – und das mitten in der Krise? Die Automobilzulassungen sind im Monat Mai gut gewachsen. Die Teileversorgung klappt besser, die Auftragsbestände der Hersteller stimmen. Sowohl der Verkauf von Elektro- als auch von Benzinern zog überraschend an. Selbst die Zahl gewerblicher Neuzulassungen wuchs. Die Rezession verliert bei diesen Erkenntnissen ein Stückweit ihren Schrecken.
Doch Zulassungen sind nicht Absatz. Die Statistik schönt das aktuell steigende Angebot an Fahrzeugen – und die müssen in den kommenden Monaten ihre Käufer finden. Sonst gehen die Zahlen wieder nach unten.
Und natürlich ist das nicht das Vorkrisenniveau. Im Mai 2019 wurden noch über ein Fünftel mehr Autos verkauft als im Mai 2023. Vielleicht ist das aber auch nicht mehr die Maßgabe. Womöglich werden in Deutschland sogar nie wieder so viele Autos verkauft wie in den Jahren 2017, 2018 und 2019. In der Branche haben sich die Ziele dementsprechend verändert: Rendite schlägt Absatz.
Aktuell fahren die Autohersteller unbeirrt hohe Margen ein. Verknappung des Angebots führt zu guten Preisen. Doch die Margen werden so hoch nicht bleiben. Erste Tendenzen Richtung "Runter" sind schon sichtbar. Das hat drei Gründe.
Grund 1: Der Preisdruck steigt. Nicht nur durch Teslas Dumping, auch die Newcomer bieten preiswerte Fahrzeuge an. Daraus folgt mehr Wettbewerb und eine Preisspirale nach unten. Mit dem Start des sogenannten Agenturvertriebsmodells in den Autohäusern sollten Rabattschlachten eigentlich der Vergangenheit angehören, weil die Hersteller Festpreise vorgeben. Doch sie selbst müssen die Preise senken – eine
Renaissance der Rabattitis.
Grund 2: Im Mai haben die Verbrenner überraschend gut verkauft, mit denen Hersteller bessere Margen erzielen als mit Elektroautos. Doch das wird so nicht bleiben. Der E-Anteil wird unwillkürlich steigen.
Und Grund 3: Die Autobauer haben die Kosten noch nicht im Griff. Sie setzen auf eine niedrige Gewinnschwelle pro Auto, doch in Wirklichkeit kämpfen sie mit Unterauslastung in den Werken, komplizierten E-Auto-Anläufen und hohen Arbeitskosten. Sie sind dran – aber sie noch nicht da, wo sie sein möchten.
Auch wenn der Mai alles neu machte (deutsche Exporte im Ausland stiegen überraschend, Investitionen der Unternehmen in Maschinen gingen hoch etc.), und auch wenn die Wirtschaft im laufenden zweiten Quartal wieder wachsen wird und die Rezession damit offiziell vorbei ist – es bleibt ein Risikojahr.