Kooperation zwischen Conti und Amazon

Der Zulieferer Continental und der Anbieter im Bereich Cloud Computing Amazon Web Services (AWS), arbeiten künftig im Rahmen einer Entwicklungskooperation zusammen. Ziel der langfristig angelegten Partnerschaft: Die Entwicklung der Continental Automotive Edge Plattform (CAEdge). Dabei handelt es sich um eine modulare Hardware- und Software-Plattform. Sie verbindet das Fahrzeug mit der Cloud und bietet Möglichkeiten für die Entwicklung, Bereitstellung und Wartung von software-intensiven Systemfunktionen. So wird es für Fahrer in Zukunft möglich sein über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs gewünschte Funktionen durch Software-Updates zu beziehen. "Letztlich ist die Plattform das verbindende Element zwischen allen großen Steuerelementen, um die Daten in die Cloud hinein und auch wieder herauszubekommen", erklärt Dirk Abendroth, CTO bei Continental Automotive, im Gespräch mit der Automobilwoche.

Der Entwicklungschef verlässt den Zulieferer Ende Juni und damit auch die Autobranche. "Das ist eine ganz persönliche Entscheidung. Ich habe schon Erfahrungen in Europa, China und den USA gesammelt und im Silicon Valley sowie in der Start-up-Szene gearbeitet. Jetzt habe ich mir vorgenommen nochmal ein paar Dinge auszuprobieren. Ich freue mich jetzt auf eine spannende Aufgabe. Es hat sich ein Zeitfenster aufgetan und sich diese neue, tolle Gelegenheit für mich ergeben."

Mit der Plattform will der Zulieferer seine Position in der Entwicklung von Fahrzeugarchitekturen und -Software stärken. Damit soll Fahrzeugherstellern und Partnern künftig eine Entwicklungsumgebung für softwareintensive Fahrzeugarchitekturen zur Verfügung stehen, mit der sich laut Conti Software-, Sensorik- und Big-Data-Lösungen in einem Bruchteil der bisherigen Entwicklungszeit realisieren lassen. Damit kann die Fahrzeugsoftware schnell und sicher entwickelt, getestet und direkt auf Fahrzeuge aufgespielt werden, verspricht der Zulieferer.

Die CAEdge-Plattform wird derzeit in der Serienentwicklung eines Automobilherstellers erprobt und steht ab Ende 2021 weiteren Kunden zur Verfügung. "Mit unserer CAEdge-Plattform etablieren wir einen neuen Ansatz der Entwicklung von Fahrzeugarchitekturen und -Software in der Automobilindustrie", sagt Abendroth. Als Teil des ersten Projekts werden Kamera- und Radardaten einer Fahrzeugflotte in die CAEdge-Plattform importiert und für virtuelle Simulationen von hochautomatisierten Fahrten verwendet.

"Die Fahrzeugarchitekturen ändern sich derzeit fundamental. Der auffälligste Schritt dabei ist, dass es statt bis zu 100 Satellitensteuergeräten im Fahrzeug nur noch ein bis drei zentrale Rechner, so genannte High-Perfomance-Computer, geben wird. Das neue an unserem Ansatz ist, dass wir diese zentralen Rechner alle auf unsere Plattform bringen. Egal welche Funktionalitäten darüber laufen und wo sie im Fahrzeug sitzen. Inklusive der Anbindung in das Auto, zu anderen Steuergeräten und insbesondere in die Cloud."

Insbesondere für die Verarbeitung von diesen riesigen Datenmengen, soll die CAEdge-Plattform eine leistungsstarke Entwicklungsumgebung bieten, die alle Schritte zur Entwicklung hochautomatisierter und autonomer Fahrsysteme unterstützt. Das umfasst Aspekte wie Sensordatensammlung, Verarbeitung, Datenmanagement, Trainieren von Modellen, virtuelle Simulationen bis hin zum Update der Fahrzeugsoftware. Nach Angaben des Zulieferers lassen sich so einzelne Entwicklungsschritte, die bisher vor allem wegen der Übertragung von Daten und des Antrainierens von Algorithmen mehrere Wochen in Anspruch nehmen konnten, in wenigen Stunden realisieren. Umgesetzt wird dies durch die Verwendung der skalierbaren Rechenkapazität und dem maschinellen Lernen von AWS.

Mit der Continental-Plattform soll zukünftig alle Entwickler und beteiligte Unternehmen in einer standardisierten und automatisierten Entwicklungsumgebung mit den gleichen Werkzeugen, Test- und Absicherungsverfahren arbeiten können. Kunden würden zudem von AWS-Rechenzentren und einem Netzwerk, das zum Schutz Ihrer Informationen, Identitäten, Anwendungen und Geräte entwickelt wurde profitieren. Für die Kunden von Conti und AWS bedeutet das: Entwickelt ein Automobilhersteller eine neue Produktlösung, so hat nur dieser Zugriff auf die Daten und kann anderen Unternehmen, etwa Continental oder einem anderen Entwicklungspartner, Zugriffsrechte erteilen.

Continental und AWS erklären, in einem ersten Schritt mehr als 1000 der 20.000 Continental Software- & IT Experten in AWS Cloud-Technologien mit Fokus auf Machine Learning zu schulen. So wollen sie die CAEdge kontinuierlich verbessern und mit Automobilherstellern an neuen Mobilitätslösungen arbeiten.

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