Herr Peckruhn, wie geht es dem deutschen Markenhandel?
Angesichts der erfreulichen Marktentwicklung sehe ich viele zufriedene Händler. Ebenso hat der Handel in den letzten Jahren wie selten zuvor in seine Infrastruktur investiert. Derzeit bemerken wir er aber im Zuge der laufenden Diskussion über die Audi-Verträge sehr große Unruhe.
Was kann da der ZDK tun?
Wir müssen den Fokus noch stärker auf die fabrikatsgebundenen Themen legen, sonst drohen uns die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt zu überholen. Es ist die ureigenste Aufgabe des ZDK, als Hauptlobbyist für seine Mitglieder da zu sein. Die im ZDK organisierten Fabrikatsverbände erwarten diese Unterstützung im Dialog mit den Herstellern, Importeuren, aber auch der Politik. Das bedeutet nicht unbedingt Konfrontation – aber der ZDK muss seine Meinung deutlich sagen, wenn das von den Fabrikatsverbänden gewünscht wird.
Wie bei den deutlichen Wortmeldungen zu den Audi-Verträgen?
Die Fabrikatsverbände haben Ihre Themen in der Vergangenheit oft in Familiengesprächen, bzw. intern geregelt, haben den ZDK also bewusst nicht mit ins Boot genommen. Wir glauben, dass die aktuellen Entwicklungen, sowie der tiefgreifenden Wandel, den die Branche ausgesetzt ist, Umdenken erfordert. Dementsprechend wird sich der ZDK positionieren.
Wie?
Indem wir unter Einbindung externer Kompetenz und erfolgreicher aktiver Händler definieren, wie sich der Markenhandel eine erfolgreiche Zukunft vorstellt und welche Maßnahmen dafür erforderlich sind. Dazu wurde bereits im Februar eine Arbeitsgruppe "Neue Geschäftsmodelle und Konnektivität" ins Leben gerufen, welche sich intensiv mit der Zukunft unserer Branche auseinandersetzt. Letztendlich beweisen viele Autohändler jeden Tag eindrucksvoll, dass der stationäre Autohandel sehr wohl in der Lage ist, die Zukunft zu gestalten. Diese Reputation gegenüber den Herstellern ist ein wichtiges Faustpfand.
Der aktive Händler ist stärker vom Hersteller oder Importeur abhängig, das macht es schwierig, ihm auf die Füße zu treten.
Bei Skoda legen wir beispielsweise Wert auf einen partnerschaftlichen und konstruktiven Dialog mit dem Importeur. Neben hervorragenden Produkten sicher einer der Hauptgründe für den anhaltenden, nachhaltigen Markterfolg nach dem Motto: Von Menschen für Menschen. Darauf wird es auch im Zeitalter der Digitalisierung ankommen.
Und wenn der Hersteller nicht partnerschaftlich ist? Welche Mittel bleiben dann?
Es gibt Verbände, die es mit rechtlichen Mitteln versucht haben. Das hat oft weniger gebracht als der konstruktive Dialog. Ein Streit zwischen Händlern und Hersteller schadet beiden Seiten und sorgt auch beim Verbraucher für Verunsicherung wie das Dieselthema und die aktuelle Diskussion um die Verträge. Da bleibt der Wunsch für eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch. Bei Skoda haben wir immer versucht, solche Konfrontationen zu umschiffen – aber Flagge gezeigt, wenn es geboten war.
Audi verhandelt auch auf europäischer Ebene mit den Händlern. Löst das die nationale Ebene ab?
Teilweise ja, aber nicht ausschließlich. Diese Entwicklung halte ich nicht für den richtigen Weg. Deutschland ist immer noch ein Schlüsselmarkt.
Müssen die Hersteller bei den CI-Vorgaben flexibler werden?
Ja. Das ist eine Forderung, die ich auch vertreten werde. Darüber müssen wir deutlicher als bisher reden. Ich zitiere da gerne unseren ehemaligen ZDK- Präsidenten Robert Rademacher: "Die Kathedrale gehört in die Großstadt, die Kirche in die Stadt und die Kapelle aufs Dorf." Kundennähe wird auch territorial weiterhin eine große Bedeutung haben.
Es gibt immer wieder Vorstöße, weg vom aktuell verbreiteten System hin zu einer engeren Anbindung zum Beispiel als Franchise zu gehen.Wir haben ja heute schon verschiedene Systeme. Ich bin in einem Privatbetrieb in der DDR aufgewachsen und 1989 für freies Unternehmertum auf die Straße gegangen. Ich denke, dass auch das klassische System weiter gute Chancen bieten kann. Ganz grundsätzlich muss man infrage stellen, ob die Änderungen der Mobilität eine Änderung des Geschäftsmodells nötig machen. Das hat mir noch niemand schlüssig erklärt. Auch ein E-Mobil braucht Wartung. Ich glaube nicht, dass das alles über die Konnektivität zentral zu steuern ist.
Von Händlern gibt es in Sachen Verhandlungen mit Audi den Vorschlag, die Vertragsverhandlungen an Juristen abzugeben. Was halten Sie davon?
Nichts. Konfrontation ist oftmals der schlechteste Weg, um Konflikte zu lösen. Für mich wäre wichtig, dass der Hersteller dem Handel für eine Investition in ein Terminal in zweistelliger Millionenhöhe eine Absicherung gibt.
Ähnlich dem Vertrauensschutz in Österreich?
Genau so. Das haben wir auch in der Arbeitsgruppe neues Geschäftsmodell und Konnektivität im ZDK besprochen.
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