Beim Thema Solarautos musste ich jüngst an eine Karikatur aus der Wendezeit denken. Eine der wohl bekanntesten des Jahres 1990 zeichnete Roland Beier. Sie zeigt Karl Marx mit Händen tief in den Hosentaschen und einem gutmütig-resigniertem Gesicht, die untergehende Sonne im Rücken, der entschuldigend sagt: "Tut mir leid Jungs! War halt nur so’ ne Idee."
Was das mit Solarautos gemein hat? Es klingt nach einer guten Idee, ist aber in der Realität nicht umsetzbar. Seit Jahrzehnten tauchen immer wieder idealistische Start-ups auf, die sich in der Sonnentechnologie versuchen. Doch einen Durchbruch hat es nie gegeben. Reichweite und Wirkungsgrad sind einfach zu wenig.
Diese Woche bekommt die Diskussion neue Nahrung - und das gleich doppelt. Der Solarautohersteller Lightyear schreibt sein Debüt-Modell ab. Dabei war es erst Ende November in Serie gegangen. "Serienproduktion" bedeutete in diesem Fall: Ein Auto pro Tag. Jetzt wurde auch diese "Serie" gestoppt. Das Fahrzeug sollte mehr als 200.000 Euro kosten. Jetzt setzt man auf das billigere Modell Lightyear 2, das aber erst in zwei Jahren kommen soll.
Und auch beim Münchner Start-ups Sono Motors tickt die Uhr. Dessen Solarmodell Sion steht kurz vor dem Aus. Es sei denn, knapp 2000 Interessenten zahlen noch bis Donnerstagabend vorab den Gesamtpreis für das Auto.
Probleme machen nicht nur technische Herausforderungen. Sono Motors war schon mehrmals in finanziellen Schwierigkeiten, verschob den Anlauf immer wieder, änderte die Strategie, verwarf das Design. Heute sagt Gründer Laurin Hahn: „Wir sind gescheitert. Fühlt sich halt scheiße an.“
Noch ist nicht Schluss. Die Kampagne #saveSion läuft noch bis Donnerstagabend, 24 Uhr. 3500 Fahrzeuge müssen bis dahin verkauft sein, zweieinhalb Tage vor Ende der Deadline waren es 1538. Fehlen nur noch 1962. Doch Wunder gibt es immer wieder.
Aus dem Datencenter: