Der tschechische Autohersteller Škoda behält auch nach dem Stopp der Diskussionen mit Tata über eine Zusammenarbeit in Indien die Hoheit über mögliche Ersatzprojekte. "Die Zuständigkeit für eine entspechende Alternative verbleibt bei uns", sagte ein Škoda-Insider der Automobilwoche.
Bei der Vorstellung der Pläne für die Entwicklung preiswerter Fahrzeuge mit Tata für den indischen Markt Mitte März dieses Jahres hatte VW-Konzernchef Matthias Müller gesagt: "Die Federführung für die geplante Kooperation haben auf unserer Seite die Kollegen von Škoda". Daran wird dem Vernehmen nach auch unter den neuen Voraussetzungen bis auf Weiteres nicht gerüttelt.
Demzufolge haben Škoda-Experten Tatas AMP-Plattform ("advanced modular platform"; d. Red.) in den vergangenen Monaten eingehend untersucht und für erheblich weniger günstig denn erwartet befunden. "Diese Einschätzung gilt etwa im Hinblick auf eine auch in Indien absehbar immer schärfere Gesetzgebung zu Abgasgrenzwerten, die das zunächst angenommene Kostengerüst ins Wanken bringen könnte", so der Manager. Nun werdeunter anderem geprüft, ob die VW-eigene MQB-Architektur (modularer Querbaukasten; d. Red.) für einen Großeinsatz auf dem Subkontinent in Betracht kommt.
Zu einer vergleichsweise "billigen" Pkw-Produktion auf Basis des MQB könnte neben einer gewissen technischen Entfeinerung insbesondere ein hoher local content beitragen. Indische Zulieferer, heißt es, seien von VW und Škoda schon angefragt worden, um die Belastbarkeit entsprechender Wertschöpfungsketten vor Ort auszuloten. Auch die Erfahrungen anderer VW-Einheiten sollten hier Aufschluss erbringen.
So entstehen bei Scania in Narasapura Lastkraftwagen sowie Busse, und in Bangalore lässtMAN Diesel & Turbo große Dampfturbinen montieren. Škoda selbst stellt in Indien in den Werken Aurangabad (Yeti, Octavia, Superb) und Pune (Rapid) Autos her.
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