Feinstaub war 2018 in Deutschland auf dem Rückzug. Keine einzige Stadt überschritt den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel an mehr als 35 Tagen, wie aus noch vorläufigen Daten des Umweltbundesamtes hervorgeht, die die Automobilwoche ausgewertet hat. Noch vor fünf Jahren war das in elf Städten der Fall, zuletzt nur noch in Stuttgart.
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Matthias Klingner, Professor am Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, und Experte für Verkehrsökologie führt den Rückgang vor allem auf das Wetter zurück. "Was vor allen Dingen ins Gewicht geschlagen hat, ist dass die Winter in den vergangenen Jahren nicht so schlimm waren." Es sei seltener zu Inversionswetterlagen gekommen, die hohe Feinstaubbelastungen erzeugten. Das bedeute aber, dass es durchaus wieder mehr Überschreitungen geben könne, wenn das Wetter in den kommenden Jahren anders ausfalle. Seiner Ansicht nach, ist der Verkehrs jedenfalls nicht der entscheidende Faktor für die gemessenen Feinstaubwerte.
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, erklärte dagegen kürzlich: "Luftreinhaltung wirkt!" Zum Einhalten der Werte hätten viele Maßnahmen beigetragen, "von Auflagen für Industrieanlagen bis zu Vorschriften für Baustellen. Am wirkungsvollsten beim Feinstaub dürfte die grüne Umweltzone, das heißt die Einführung des Rußpartikelfilters für Dieselfahrzeuge über die grüne Plakette gewesen sein. Das Verbot der Komfortkaminnutzung und die Verlagerung des Kfz-Verkehrs auf umweltfreundliche Verkehrsmittel haben ebenfalls gut gewirkt."
Doch nicht nur die Zahl der Städte mit zu vielen Überschreitungen ist auf dem Rückzug, auch die Zahl der Überschreitungstage in der jeweils am stärksten betroffenen Stadt gab in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach. Zudem war 2018 zum ersten Mal seit längerem Stuttgart nicht die Stadt mit den meisten Überschreitungstagen. Die inzwischen berüchtigte Messstelle Am Neckartor kam nur auf 22 Überschreitungstage und damit auf Rang neun im Ranking der Messtationen. Zählt man nach Städten liegt Stuttgart 2018 auf dem siebten Platz, da gleich drei Messtellen in Berlin vor der baden-württembergischen Hauptstadt liegen. Die beim Umweltbundesamt abrufbaren Werte gehen nur bis 2013 zurück, nach Angaben des baden-württembergischen Verkehrsministeriums lagen die Werte weiter zurück in die Vergangenheit aber noch höher: 2005 habe es noch 187, 2010 noch 104 Überschreitungstage gegeben.
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Selbst wenn man betrachtet, wie viele Städte zumindest in der Nähe einer Überschreitung waren, zeigt sich ein Rückgang. 2013 gab es noch 18 weitere Messtationen, die zumindest 30 Mal einen Tagesmittelwert über 50 Mikrogramm auswiesen, 2014 waren es zwölf, 2018 keine einzige.
Auch in der Gesamtheit der knapp 400 Messtationen, deren Ergebnisse das Umweltbundesamt ausweist, ist insgesamt ein Rückgang zu verzeichnen – zumindest, wenn man das Jahr 2016 mit seinem extrem niedrigen Wert außer Acht lässt.
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Im Überblick ballen sich die Städte, in denen es dennoch mehr als 15 Überschreitungstage gab vor allem im Ruhrgebiet und in und um Berlin. Die Hauptstadt ist dabei in der Grafik unterrepräsentiert, da der Übersichtlichkeit halber nur die Messtation mit der höchsten Zahl an Überschreitungstagen gezeigt wird.
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